Streifzug durch die Geschichte

(vgl. Gottfried Glaßner, Ostkirchenarbeit und ostkirchliche Initiativen im Vorfeld der Gründung der Salzburger Sektion der Stiftung PRO ORIENTE. In: Ostkirchliches Christentum in Salzburg. Salzburg 2006, S. 67-83)

Nach dem Ersten Weltkrieg: Gründung der Catholica Unio in Wien

Die Anfänge der Catholica Unio (CU) sind eng mit Österreich und dem Benediktinerorden verbunden. P. Augustin Graf von Galen, Benediktiner aus Emaus (Prag), hatte 1921 in Wien das „Ukrainische Religionskomitee” ins Leben gerufen, um die Not der Flüchtlinge aus dem Osten, vor allem aus der Ukraine, zu lindern und ihre seelsorgliche Betreuung sicher zu stellen. Das Hilfswerk fand alsbald die offizielle Anerkennung als kirchliche Einrichtung der Erzdiözese Wien durch Kardinal Piffl (1922/23). Aber gerade die Betreuung der Ostflüchtlinge machte auch die Wunde der Kirchentrennung bewusst. Die Hoffnung auf „Wiedervereinigung”, damals verstanden als Wiedereingliederung der Orthodoxen in die eine katholische Mutterkirche, ließ – unter ausdrücklicher Förderung und Fürsprache durch den großen Bekennerbischof der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Metropolit Andreas Graf Szeptyczkyj – aus dem „Ukrainischen Religionskomitee” in kurzer Zeit ein Werk entstehen, das sich ganz in den Dienst der Unionsidee stellte. Es erhielt den Namen „Catholica Unio” und wurde mit päpstlicher Approbation vom 18.9.1924 in den Status einer „Vereinigung des Hl. Stuhles” erhoben. Papst Pius XI., dem die Wiedervereinigung mit den Kirchen des Ostens ein vorrangiges Anliegen war und der im selben Jahr in seinem Brief „Equidem verba” an den Abt Primas der Benediktiner die Arbeit für die Wiedervereinigung in besonderer Weise den Benediktinern anvertraute, förderte nach Kräften das von P. Augustin von Galen gegründete Unionswerk.

Während der zahlreichen Auslandsaufenthalte von P. Augustin von Galen und nach der Übersiedlung des Generalsekretariats nach Fribourg in der Schweiz (1927) vertrat ihn in Österreich der holländische Benediktiner P. Adalbert Brenningkmeyer, der im Stift Lambach als Katechet wirkte. Er leistete einen wichtigen Beitrag zur Errichtung der Landesorganisationen in Österreich und Deutschland. Neben Lambach ist Seckau als Kloster zu nennen, in dem der Aufruf des Papstes an die Benediktiner, sich des christlichen Ostens in besonderer Weise anzunehmen, offene Ohren fand. Man trug sich mit dem Gedanken, ein kleines Seminar zu errichten, in dem russische Knaben für den Priesterberuf und eine spätere Mission in Russland herangebildet werden sollten. Die Idee konnte so nicht umgesetzt werden, sollte aber wenig später – unter dem Eindruck der massiven Verfolgungswellen des bolschewistischen Russland – ihre Früchte tragen: 1932 gründete der Seckauer Benediktiner P. Chrysostomus Baur in München das Andreaskolleg, in dem Priesterstudenten als Missionare für Russland ausgebildet werden sollten, und gab die Zeitschrift „Der christliche Orient” heraus.

Im Jahr 1931 übernahm Bischof Sigismund Waitz, Administrator von Innsbruck-Feldkirch, nominell die Leitung der CU Österreich und behielt das Amt auch als Erzbischof von Salzburg. De fakto hatte das Werk in der Zwischenkriegszeit in Österreich aber nie so recht Fuß fassen können, im Laufe des Zweiten Weltkrieges erlosch es. Auch die Initiative von P. Chrysostomus Baur in München kam durch den Krieg zum Erliegen, aber sie war immerhin ein erster wichtiger Schritt zur Verankerung der Catholica Unio in Deutschland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg: Wiederbegründung der Catholica Unio in Salzburg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Salzburg, in der von Amerikanern besetzten Zone gelegen, Zufluchtsort zahlreicher Flüchtlinge aus dem Osten. An die 5000 Russen (Emigranten nach der Oktober-Revolution und Emigranten nach dem Zweiten Weltkrieg) lebten in der Stadt selbst und in den Lagern Parsch, Hellbrunn, Lexenfeld und Itzling. Wie nach Ende des Ersten Weltkrieges in Wien stand man nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Salzburg vor der Frage nach der seelsorglichen Betreuung. Der Jesuit P. Marcel van Coutsem stellte sich im Sommer 1946 Erzbischof Rohracher mit einem Schreiben von Kardinal Tisserant, Präfekt der Orientalenkongregation, vor, das ihn als Beauftragten in der „Unionsfrage” allen Ortsordinarien wärmstens empfahl. P. van Coutsem betreute die kleine Gemeinde katholischer Russen, fand aber durch großes Einfühlungsvermögen und feierlich gestaltete Gottesdienste auch bei den orthodoxen Russen Anklang. Auf seine Bemühungen geht die Einrichtung einer Ikonostase in der Petrus Claver Kirche auf dem Mirabellplatz zurück, in der er ab Juli 1950 die byzantinischen Gottesdienste feierte. Johann von Gardner, ein ausgewiesener Kenner der slawischen Kirchenmusik, leitete von Bad Reichenhall aus, wo er bis zur Übernahme einer Dozentur in München im Jahr 1954 im Flüchtlingslager lebte, den Chor der russisch-katholischen Gemeinde.

Im Sommer 1950 traten auch die Bemühungen um Wiederbegründung der CU in eine entscheidende Phase. Erzbischof Andreas Rohracher bekundete nach Rücksprache mit Kardinal Innitzer, der ihn unter Hinweis auf den Vorteil des Standorts Salzburg dazu sehr ermunterte, die grundsätzliche Bereitschaft zur Übernahme der Präsidentschaft für Österreich. In der Frühjahrskonferenz der österreichischen Bischöfe (März 1951) wurden die zuletzt 1938 approbierten Statuten vorgelegt, und im November 1951 konnte Bischof François Charrière von Lausanne-Genf-Fribourg in seiner Funktion als Generalpräsident der CU Erzbischof Rohracher die Ernennungsurkunde übermitteln, was dieser den österreichischen Bischöfen durch ein Rundschreiben im Jänner 1952 zur Kenntnis brachte.

Der Neubeginn war gemacht, aber er war bescheiden und die Möglichkeiten begrenzt. Erzbischof Rohracher hatte von Anfang an die Erzabtei St. Peter als Sitz des Sekretariats gedacht, zumal dort bereits ein „Liturgisches Institut” bestand, dem die Agenden der CU anvertraut werden konnten. Aber der frühe Tod von P. Adalbero Raffeltsberger im September 1952 und der anfängliche Widerstand von Erzabt Jakobus Reimer von St. Peter verzögerten den Neubeginn. Im Juli 1953 gab er schließlich sein Einverständnis dazu, dass Superior P. Anselm Schwab neben seinen Aufgaben als Leiter des Liturgischen Instituts und Wallfahrtsseelsorger in Maria Plain in Hinkunft auch die Agenden der CU wahrnimmt. Das Sekretariat wurde in Maria Plain eingerichtet.

russischekapelle

Das linke Foto (ca. 1955), das von Herrn Gregor Schauber (Reichersberg) zur Verfügung gestellt wurde, zeigt das Innere der mit einer Ikonostase ausgestatteten Kirche des hl. Petrus Claver auf dem Mirabellplatz. Diese Kirche – sie war Mitte des 19. Jahrhunderts als Kapelle des alten Borromäums erbaut worden – diente seit 1950 der katholischen Russenseelsorge als Gottesdienstraum. Wie aus einem Schreiben von P. Marcel van Coutsem SJ an Erzbischof Rohracher hervorgeht, waren am 15. Juli 1950 um 18 Uhr mit dem Großen Nachtgottesdienst vom 7. Sonntag nach Pfingsten (Vesper, Matutin, Laudes und Prim) und am folgenden Sonntag, dem 16. Juli, um 9 Uhr vormittag mit dem kleinen Stundengebet und der Göttlichen Liturgie des Johannes Chrysostomos die regelmäßigen Gottesdienste begonnen worden. Später übersiedelte man nach St. Elisabeth, wo die Marienkapelle für diesen Zweck adaptiert wurde (Foto rechts, zur Verfügung gestellt vom Konsistorialarchiv der Erzdiözese Salzburg).

Am 8. Dezember 1955 war es endlich soweit, dass mit einem stark besuchten Gottesdienst in slawisch-byzantinischem Ritus in der Kollegienkirche und dem anschließenden Festakt in der Salzburger Residenz die „Eröffnung der Catholica Unio” feierlich begangen werden konnte. Der Tag setzte bemerkenswerte Signale zur Verständigung der Kirchen in West und in Ost: Zur musikalischen Gestaltung hatten sich die Chöre der russisch-orthodoxen und der russisch-katholischen Gemeinde zusammengefunden. Der Liturgie stand Erzpriester Juvenalis Kubenski vor, der als Priester der Russischen Orthodoxen Auslandskirche zur katholischen Kirche übergetreten war. Unter den vier Konzelebranten waren P. Vinzenz Pupinis SJ, der Nachfolger von P. van Coutsem SJ als katholischer Russenseelsorger, und P. Alfons Maria Mitnacht OSA, der in Anschluss an die Ausführungen des russisch-orthodoxen Priesters Wladimir Vicenik das Hauptreferat beim Festakt in der Residenz hielt. Das Schlusswort sprach Erzbischof Rohracher in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus der Orthodoxie, an ihrer Spitze der in Salzburg lebende und als Oberhaupt aller Emigrantenkirchen in Österreich anerkannte Erzbischof Stefan (Russische Orthodoxe Auslandskirche).

Ökumenischer Frühling und Neubelebung der Catholica Unio durch Anton Zollitsch

Anselm Schwab war zumal in dieser Anfangszeit um eine Verankerung des Anliegens der CU in den Diözesanseminaren, Kollegien und Klöstern bemüht. Auch die Propagierung des „Sonntags der Catholica Unio” im Rahmen der Weltgebetsoktav jeweils im Jänner fand ein gewisses Echo. Letztlich blieben die Aktivitäten doch stark auf Salzburg beschränkt. Nur einmal trat sie in der breiteren kirchlichen Öffentlichkeit Österreichs in Erscheinung, nämlich anlässlich eines „Tages des Catholica Unio” am 14. Juli 1957 in Mariazell, der mit einer großen Wallfahrt der Ukrainer zusammenfiel und durch ein festliches Pontifikalamt mit Kardinal Tisserant gekrönt war. Die Koordination lag bei P. Beda Döbrentei OSB. Leider war Erzbischof Rohracher durch eine Priesterweihe in Salzburg verhindert. Er bat den Passauer Bischof Simon Landersdorfer, die CU an seiner Statt in Mariazell zu vertreten. Doch auch Landersdorfer musste absagen. So ging denn der Tag der CU in Mariazell ohne ihre bischöflichen Repräsentanten über die Bühne. Die erhoffte Außenwirkung blieb aus.

Das änderte sich erst, als der gebürtige Donauschwabe und Salzburger Katechet Anton Zollitsch gemeinsam mit seinem Wiener Kollegen im Verband katholischer donauschwäbischer Akademiker Michael Lehmann sich seit Beginn des Jahres 1960 mit großem Elan der CU annahm. Ein entscheidender Anstoß kam von der in Horn von 25. bis 30. Juli 1960 abgehaltenen theologischen Studienwoche zum Thema Ostkirche. Dort wurde das Fehlen einer einschlägigen, in allen Diözesen vertretenen kirchlichen Einrichtung zur Förderung des Interesses für die Ostkirchen schmerzhaft bewusst und von Zollitsch der Vorschlag eingebracht, doch die CU als bereits bestehendes Ostkirchenwerk zu aktivieren und auf eine breitere Basis zu stellen.

Es war die Zeit des ökumenischen Aufbruchs. Papst Johannes XXIII. hatte am 25.1.1959 in der Basilika St. Paul vor den Mauern ein ökumenisches Konzil angekündigt, und der von seiner Herkunft her mit der ostkirchlichen Tradition vertraute und ökumenisch aufgeschlossene Theologe Anton Zollitsch erkannte die Zuwendung zu den Ostkirchen als das Gebot der Stunde. Die Weihnachtstagung 1959 des Verbands katholischer donauschwäbischer Akademiker wurde zur Initialzündung für sein Interesse an der Catholica Unio. Prof. Michael Lehmann, heimatvertriebener Donauschwabe wie Zollitsch, war nach einer Reise zu den wichtigsten ostkirchlichen Einrichtungen in Deutschland, Belgien und Frankreich im Sommer 1959 zur Überzeugung gekommen, dass man auch in Österreich etwas für die Ostkirchen tun müsse. Er konnte den Verband der katholischen donauschwäbischen Akademiker als Forum für sein Anliegen gewinnen, das sich in seiner Weihnachtstagung des Themas „Orthodoxie im Donauraum” annahm und den Beschluss fasste, „den ostkirchlichen Gedanken in Österreich zu beleben und besonderes Interesse für die C.U. zu zeigen”. Der nunmehr einsetzende rege Briefwechsel zwischen Zollitsch und Erzbischof Rohracher lässt keinen Zweifel daran, dass es Zollitsch selbst war, der die CU als Vehikel zur Belebung der Ostkirchenarbeit in Österreich ins Spiel brachte.

Zollitsch fand bei Erzbischof Rohracher mit seinem Anliegen ein offenes Ohr. Wenn auch der Titel des Landessekretärs bei P. Anselm blieb, die Agenden des Sekretariats lagen ab Sommer 1960 de fakto bei Zollitsch. Die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift der CU für Österreich, die Verbreitung von Schriften und Bildmaterialien (Ikonen), die Bestellung von Diözesanreferenten, die Propagierung der Weltgebetsoktav durch die CU, gezielte Pressearbeit, die Organisation von Vortragsreihen etc. trugen seine Handschrift und machten das Werk in ganz Österreich bekannt. Michael Lehmann bemühte sich besonders um Studienplätze für orthodoxe Theologen in Österreich und um den Ausbau der CU zu einem Hilfswerk für die Priesterseminare der östlichen Riten. Diakon Augustinos Lambardakis aus Kreta, Absolvent des Jahrgangs 1959/60 der Orthodoxen Hochschule von Chalki, der spätere Metropolit der griechisch-orthodoxen Kirche von Deutschland, war einer von vier orthodoxen Theologen, die 1960 als Stipendiaten nach Österreich kamen und an einer österreichischen Katholisch-Theologischen Fakultät einen akademischen Grad erwerben konnten. In den folgenden Jahren wuchs ihre Anzahl auf ein Vielfaches. Welche Früchte dieser Studienaustausch für die Verständigung der Kirchen in Ost und West trug, zeigt das Schreiben, mit dem Metropolit Augustinos auf die Einladung von Erzbischof Dr. Karl Berg zu einem ökumenischen Nachtgebet im Salzburger Dom 1964 hatte: „Diese Einladung ist eine große Ehre und Freude für mich, hängt doch mein Herz noch immer an Salzburg und an den dort in der Gemeinschaft der katholischen Brüder verbrachten Jahren. Ihrer Einladung folge ich deshalb sehr gern.” (23. August 1984)

Durch das Wirken von Anton Zollitsch und die ökumenische Offenheit von Pfarrer Franz Wesenauer wurde Salzburg-St. Elisabeth in den Jahren nach 1960 zu einem Zentrum der ökumenischen Bewegung, das weit über Salzburg hinaus ausstrahlte. In der Unterkirche von St. Elisabeth wurde eine „russische Kapelle” eingerichtet, in der ab 1962 regelmäßig byzantinische Gottesdienste gefeiert wurden. Vom 18. bis 25. Jänner 1962 wurde hier erstmals eine „interkonfessionelle Weltgebetswoche für die Einheit der Christen” abgehalten, aus der sich ein ökumenischer Arbeitskreis entwickelte. Beim Österreichischen Katholikentag in Salzburg, dem ersten zum Thema Ökumene, den die CU mit einem byzantinisch-slawischen Gottesdienst und einer Ausstellung umrahmte, wurde nachdrücklich die Forderung erhoben, diese auf gesamtösterreichischer Ebene, in den Diözesen wie auch in den verschiedenen katholischen Verbänden und Organisationen zur festen Einrichtung werden zu lassen. Die ökumenischen Arbeitskreise, die sich daraufhin – nicht zuletzt nach dem in St. Elisabeth praktizierten Modell – allenthalben bildeten und einen wertvollen Beitrag zum respektvollen Aufeinander-Zugehen der Kirchen in Österreich leisteten und noch immer leisten, sind eine Frucht dieses Salzburger Katholikentags.

Die Erkrankung und der frühe Tod von Anton Zollitsch im November 1966 waren ein schwerer Schlag für die Arbeit der CU in Österreich. Dass das Werk nicht unterging, obwohl lange Zeit kein Nachfolger gefunden werden konnte, war einerseits das Verdienst von Frau Maria Mayr, der rührigen Sekretärin, die Zollitsch tatkräftig zur Seite gestanden war und die laufenden Arbeiten, so gut sie konnte, erledigte, und des Engagements von Michael Lehmann, der unermüdlich für das Anliegen der CU warb und durch dessen Arbeitsschwerpunkt nunmehr stärker die Unterstützung der Priesterseminarien im Orient in den Vordergrund der CU-Tätigkeit rückte.

Die Catholica Unio unter Prälat Leonhard Lüftenegger und KR Florian Buchmayr (1969-2001)

Erst als sich der damalige Regens des Salzburger Priesterseminars Leonhard Lüftenegger der CU annahm (1969), zeichnete sich eine Lösung in der Führung des Landessekretariates ab, die Bestand haben sollte. Neu gestaltete Rundbriefe warben seit 1970 vor allem um Unterstützung der Stipendiaten aus dem christlichen Osten und der Priesterseminarien in den Ländern des Nahen Ostens (Israel, Libanon, Jordanien, Irak). In seinem Engagement für das Landessekretariat, als dessen Leiter er 1977 vom neuen Landespräsidenten Erzbischof Karl Berg offiziell bestätigt wurde, sowie in der Vortragstätigkeit der Diözesanreferenten Prof. Michael Lehmann (Wien) und Prof. Johann Häusler (Graz) gab die CU in diesen Jahren doch immer wieder kräftige Lebenszeichen.

Wichtige Höhepunkte in der Ära von Prälat Lüftenegger waren die Abhaltung der Generalversammlung der CU 1981 in Salzburg, das erste Treffen der Diözesanreferenten am 1. Mai 1982 im Salzburger Priesterseminar, die Neugestaltung des Rundbriefes unter der redaktionellen Mitarbeit von Reg.Rat Alja Payer seit 1982, das ökumenische Nachtgebet im Salzburger Dom im Oktober 1984 anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der CU und die Herausgabe des Buches über den Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. von Alja Payer im Jahr 1986. Vor allem die engagierte Mitarbeit von Frau Reg.Rat Payer, die von 1947 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1982 als Bibliothekarin in der Universitätsbibliothek Salzburg angestellt war und sich durch ihre schriftstellerische Tätigkeit zu kirchengeschichtlichen und ökumenischen Themen einen Namen gemacht hatte, prägte nachhaltig die Tätigkeit des Ostkirchenwerks von 1982 bis zur Jahrtausendwende. Die Organisation des Studientags und des ökumenischen Nachtgebets zum 60-Jahr-Jubiläum der CU lag weitgehend in ihren Händen. Ihre engagierte publizistische und organisatorische Tätigkeit im Dienst der Ostkirchen trug wesentlich dazu bei, dass die Gründung einer Sektion der Stiftung Pro Oriente in Salzburg im Jahr 1985 auf fruchtbaren Boden fiel. P. Florian Buchmayr, Benediktiner aus Göttweig, der 1983 als Pfarrer nach St. Jakob am Thurn gekommen war, konnte 1987 von Prälat Lüftenegger ein wohlbestelltes Landessekretariat übernehmen. Unter seiner Leitung entfaltete die CU Österreich vor allem in enger Zusammenarbeit mit DDr. Johann Krammer, Referent der Diözese St. Pölten, eine breite Palette von Aktivitäten wie etwa die Bereitstellung von Bibeln und religiöser Literatur für Russland (1990), die Unterstützung der Restaurierung der Ikonostase der bulgarisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale von Russe (1997), die Organisation von Ferienaufenthalten für Kinder aus dem durch den Bürgerkrieg zerrütteten Libanon (in Zusammenarbeit mit Stefan Maier, Auslandshilfe der Caritas Salzburg), die Durchführung von Pilger- und Bildungsreisen in die Länder Osteuropas (Russland, Rumänien, Bulgarien, Ukraine) u.a.

Das 75-Jahr-Jubiläum der Grundung der CU im Jahr 1999 war für die Geschichte des Ostkirchenwerks in Österreich insofern ein Markstein, als es mit der Approbierung der neuen Statuten durch die Frühjahrsvollversammlung der österreichischen Bischöfe auch einen neuen Namen erhielt, der an die Patrone und Symbolgestalten der West- und Ostkirche, das apostolische Brüderpaar Andreas und Petrus, anknüpft. Eine kleine Ausstellung über die Geschichte der CU Österreich in Zusammenhang mit einem Festakt in der Universitätsbibliothek Salzburg erinnerte an die Aufgaben, Ziele und Aktivitäten der CU in Vergangenheit und Gegenwart.

Das Sekretariat übersiedelt 2001 (bis 2021) in die „Edmundsburg” (Edith-Stein-Haus): Pro Oriente und Andreas-Petrus-Werk unter einem Dach

Schon anlässlich der Bemühungen um eine Wiederbelebung der CU am Ende der 1950er-Jahre sprach man von der Gründung eines „Ostinstituts” in Salzburg. Als 1961 das Internationale Forschungszentrum für Grundfragen der Wissenschaften auf dem Mönchsberg ins Leben gerufen wurde, wurde auch ein „Ostinstitut” eingerichtet und damit die Basis für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Tradition und Theologie der Ostkirchen gelegt, die ab 1985 in enger Zusammenarbeit mit der Pro Oriente Sektion Salzburg wahrgenommen wurde und nach dem Ausscheiden des langjährigen Institutsvorstands Prof. P. DDr. Ludger Bernhard OSB im Jänner 2001 als „Institut für den Christlichen Osten” unter der Leitung von Prof. DDr. Peter L. Hofrichter neu begründet wurde. Die Mayr-Melnhof-Familienstiftung übernahm die Trägerschaft, zunächst gemeinsam mit dem Katholischen Hochschulwerk, später zur Gänze. Unter dieser Perspektive schlug der neue Vorstand Univ.-Prof. Dr. Dietmar W. Winkler (seit Jänner 2006) eine Namensänderung in „Mayr-Melnhof Institut für den Christlichen Osten” vor, die Maria Anna Baronin Mayr-Melnhof, ohne deren persönliches Engagement für Salzburg als Ostkirchenstandort und die Neugründung des Instituts im Jahr 2001 nicht zustande gekommen wäre, gebührenden Respekt zollte. Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen, als im Oktober 2013 die Bemühungen von Prof. Winkler um eine institutionelle Absicherung des Instituts von Erfolg gekrönt waren und das Institut nunmehr als Forschungseinrichtung der Universität Salzburg unter dem Namen „Zentrum zur Erforschung des christlichen Ostens (ZECO)“ firmiert. In den Sommermonaten 2021 übersiedelte das ZECO mit dem Sekretariat des Andreas-Petrus-Werks und der Pro Oriente Sektion Salzburg vom Edith Stein Haus, Mönchsberg 2 A, in das Fakultätsgebäude, Universitätsplatz 1.

P. Dr. Gottfried Glaßner OSB, der seit 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 1994 Leiter der Abteilung für den Christlichen Osten war, hat, als er die Nachfolge des im Februar 2001 verstorbenen Nationalsekretärs KR Florian Buchmayr antrat, die Verlegung des Sekretariats des Andreas-Petrus-Werks vom Referat für Berufungspastoral der Erzdiözese Salzburg in das „Institut für den Christlichen Osten” im Edith-Stein-Haus angeregt. Erzbischof Dr. Georg Eder hat den Vorschlag aufgegriffen und umgesetzt. Nicht zuletzt durch diese Übersiedlung konnte sich das Institut, das zugleich Sitz der Pro Oriente Sektion Salzburg und des Andreas-Petrus-Werks ist, als wichtiges ostkirchliches Zentrum in der Salzburger Kirchenlandschaft etablieren.

gv1996

Im September 1996 fand erstmals die Generalversammlung der Catholica Unio Internationalis in der beherrschend über der Salzburger Altstadt gelegenen Edmundsburg statt. Das Foto, das bei dieser Gelegenheit entstand, zeigt vor dem Hintergrund des Hauptgebäudes der Edmundsburg und der Kollegienkirche v.l.n.r.: Thomas Egloff (CU Schweiz), P. Emmanuel Bauer OSB (Rektor des Kollegs St. Benedikt), DDr. Johann Krammer, P. Dr. Gregor Hohmann OSA, Bischof Amédée Grab (Generalpräsident der CU), Erzbischof Georg Eder (Nationalpräsident für Österreich), Iso Baumer (Generalsekretär, † 18.11.2021) mit Gemahlin Verena, Prälat Leonhard Lüftenegger († 14.10.2006), Florian Buchmayr († 25.2.2001), vorne mit Blumenstrauß Frau Reg.Rat Alja Payer († 13.2.2008).

Nachdem sich schon zuvor anlässlich der Vorbereitung der Ausstellung „1000 Jahre Kirche in Russland” in der Erzabtei St. Peter (1994) engere Kontakte mit den Salzburger Repräsentanten der Catholica Unio ergeben hatten, war für P. Gottfried Glaßner die organisatorische Mitarbeit bei der Durchführung der Generalversammlung 1996 in Salzburg (Kolleg St. Benedikt und Edmundsburg) die entscheidende Weichenstellung für die Mitarbeit in der Catholica Unio Österreich. 1998 übernahm er von Reg.Rat Alja Payer die Redaktion des zweimal jährlich erscheinenden Rundbriefes. Im August 2000 leistete er die Vorarbeiten für den ersten Internetauftritt des Andreas-Petrus-Werks, den Priv.-Doz. Dr. Liborius Olaf Lumma nach seiner Bestellung zum Referenten des Andreas-Petrus-Werks für die Diözese Innsbruck 2008 neu konzipierte und seither professionell betreut. Gemäß der Statuten von 1999 ist P. Gottfried Glaßner als Nationalsekretär bemüht, ein Netzwerk von Mitarbeitern in den Diözesen aufzubauen und für die Durchführung der jährlichen Nationalkonferenz Sorge zu tragen. Das wichtigste Kontaktorgan zu den Freunden, Förderern und Pfarren bleibt der Rundbrief, dessen Erstellung, Redaktion und Versand in seinem Verantwortungsbereich liegt.

P. Gottfried Glaßner war als Leiter der Abteilung für den Christlichen Osten auch bei der Gründung der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) involviert. Ab Sommer 1998 fanden die ersten Gesprächsrunden auf Einladung von Prof. Hans Hollerweger im Edith-Stein-Haus statt. In der Anfangszeit wurden von hier aus die alljährlich im September im Bildungszentrum St. Virgil abgehaltenen ICO-Tagungen organisatorisch betreut. Die alsbald als kirchlicher und öffentlich-rechtlich anerkannter Verein mit Sitz in Linz konstituierte Initiative etablierte sich nicht zuletzt aufgrund der sich verschärfenden politischen Krise im Nahen Osten über die Jahre als österreichweite Plattform für die Abwicklung von Hilfsprojekten zugunsten der besonders bedrohten christlichen Minderheit. Eine vierteljährlich, mittlerweise sechsmal im Jahr erscheinende Zeitung „ICO – Information Christlicher Orient“ berichtet umfassend über die Tätigkeit des Vereins und die Situation der Christen im Orient. Wie schon aufgrund der räumlichen Nähe mit der Pro Oriente Sektion Salzburg war die Zusammenarbeit des Andreas-Petrus-Werks und die Koordination der Aufgabenbereiche mit „ICO Initiative Christlicher Orient“ P. Gottfried stets ein besonderes Anliegen. Neben seiner Funktion als Nationalsekretär des Andreas-Petrus-Werks war er von 1998 bis 2020 durchgehend Mitglied im Vorstand von ICO (siehe den Rückblick auf seine Tätigkeit im Vorstand und im Verein in Form eines Interviews in „ICO – Information Christlicher Orient“, Nr. 81 November 2020).