Matthias Kopp:
Iraks christliches Erbe.
Vom Überleben im Zweistromland.
Sophia. Quellen östlicher Theologie. Band 29.
Herder Verlag Freiburg/Brsg. 2025.
872 Seiten, ISBN 978-3-451-02437-5
Die Geschichte des Irak aus christlicher Sicht
Der Irak gilt als die Wiege der Zivilisation und gehört zu den Stammländern des Christentums. Matthias Kopp, Theologe und Journalist, seit 2009 Pressesprecher der deutschen Bischofskonferenz, befasst sich auf über 800 eng beschriebenen Seiten mit diesem Land, das einst zu den blühendsten christlichen Ländern zählte, dessen Christen aber später aber und vor allem in der jüngeren Vergangenheit einer sehr dornenreichen Zeit ausgesetzt waren und heute einer unsicheren Gegenwart entgegenblicken.
Beginnend mit Abraham beschreibt er ausführlich die vielfältige religiöse Landschaft des Irak. Sie besteht aus islamischen Richtungen, christlichen Konfessionen und weiteren religiösen Minderheiten – die bekanntesten darunter sind die Jesiden, Mandäer und Zoroastrier. Weiters verfolgt er die historisch-politische Entwicklung und ihren Einfluss auf die Glaubensgemeinschaften bis in die Gegenwart. Breiten Raum nehmen die politischen Gegebenheiten der letzten Jahrzehnte ein: das Regime sowie der Sturz Sadam Husseins und die darauf folgende Zeit, Entstehen und Wüten des „Islamischen Staates“ und seines Terrorregimes, bis zur heutigen fragilen Situation. Die Ausführungen sind kenntnisreich, fundiert und mit umfangreichem Quellenmaterial belegt. Viel Platz nimmt die Darstellung der Sorge des Vatikans um das christliche Erbe des Irak ein. Ausführlich schildert Kopp die Bemühungen der päpstlichen Diplomatie, vor allem unter den Päpsten Johannes Paul II., Benedikt XVI. und des gegenwärtigen Papstes Franziskus. Der Vatikan versteht sich dabei als moralische und diplomatische Instanz für die Christen, hat aber auch immer andere religiöse Minderheiten im Blick. Eindrucksvoll zu lesen ist die Darstellung der Reise von Papst Franziskus im Jahr 2021. An ihrem Zustandekommen hielt der Papst trotz einer komplizierten Vorgeschichte und widrigster Umstände durch die Corona-Pandemie fest. Ihm war es ein Anliegen, die Christen des Irak zu stärken, das Interesse der Weltöffentlichkeit wieder auf sie zu lenken und auf ihre Möglichkeiten zum Werden und Gestalten des heutigen Irak hinzuweisen – was auch ganz auf der Linie des gegenwärtigen Patriarchen Raphael Sakkos liegt, auf dessen Amtsführung Kopp breit eingeht. Die bemerkenswerte Nachhaltigkeit dieser Reise klingt im Folgenden immer wieder durch. Sie förderte das Zusammenleben der Menschen vor Ort im Sinne von Solidarität und Miteinander, so dass Kopp abschließend doch eine Zukunft für die Christen im Irak sehen kann. – Ein sehr eindrucksvolles Werk, das viel Einblicke in historische, politische und religionswissenschaftliche Zusammenhänge bietet, die Gegenwart beleuchtet und gleichzeitig ein Zeichen der Achtung, des Respekts und der Verbundenheit mit Christen ist, die ihrem Land und ihrem Glauben treu verbunden sind. (Hanns Sauter)