Kathrin Boeckh/Dietmar Schon (Hgg.):
Der Blick auf den Anderen.
Katholisch-Orthodoxe Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Schriften des Ostkircheninstituts der Diözese Regensburg Bd. 7.
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2021.
Taschenbuch 30,80 €, IBSN 978-3-7917-3255-8
eBook (PDF) 23,99 €, IBSN 978-3-7917-7351-3
Bis heute bestimmen Selbstverständnis und Fremdwahrnehmung, die meist auf einer langen Geschichte beruhen, den Blick auf den Anderen. Über die Jahrhunderte haben Ost- und Westkirche eigenen Traditionen und Identitäten entwickelt, die einerseits über Jahrhunderte zu Abgrenzung und Polemik beigetragen haben, deren Kenntnis andererseits inzwischen als Bereicherung empfunden wird. Vorliegender Sammelband, der auf einem Fachkolloquium des Jahres 2019 an der Fakultät für orthodoxe Theologie der Universität Belgrad beruht, befasst sich mit dem Selbstverständnis der West- und der Ostkirchen, seinen Wurzeln, sowie seinen Schwerpunkten, Veränderungen und Umbrüchen ab dem 20. Jh. Als Personen, die dabei eine wesentliche Rolle spielen, seinen für das Ökumenische Patriarchat Patriarch Joachim III. genannt, der bereits 1904 in einer Enzyklika eine neue Sichtweise auf die anderen Kirchen anmahnte, die letztlich im Heiligen und Großen Konzil der orthodoxen Kirche von 2016 auf Kreta zumindest teilweise thematisiert wurde. Für die katholische Kirche ist eine solche Symbolgestalt Papst Johannes XXIII., für die russische Kirche die schwierig zu beurteilende Persönlichkeit von Metropolit Nikodim von Leningrad (1929–1978). Gerade diese Beispiele machen deutlich, dass eine Begegnung der Kirchen auf Augenhöhe nicht nur von der Aufarbeitung theologischer Fragestellungen abhängt, sondern von einer Vielzahl anderer Aspekte wie vorgeprägten Denk- und Handlungsmustern, denen sicherlich noch mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden muss, als bereits geschehen ist. Die Beiträge dieses Bandes verstehen sich als Wortmeldungen dazu. Wertvolle Hinweise im Blick auf die deutschsprachige Kirche enthält dazu der Artikel von Dietmar Schon: „Gesucht: Ein Weg aus der Sackgasse. Die Veränderung katholisch-orthodoxer Wahrnehmung im 19./20. Jahrhundert und ihr ökumenisches Zukunftspotential.“ Seiner Analyse – vor allem auch was die derzeitige Situation der Ostkirchenkunde sowohl im universitären als auch im allgemeinen Bildungsbereich betrifft – ist leider voll und ganz zuzustimmen. Der Wunsch an alle, die dazu beitragen können, möglichst schnell etwas daran zu ändern, sei auch an dieser Stelle laut vorgebracht. (Hanns Sauter)