Gleich zwei unserer Mitarbeiter haben sich einer Besprechung dieses Buches gewidmet. Die erste von unserem Nationalsekretär P. Dr. Gottfried Glaßner OSB erschien auch gedruckt im Rundbrief 1/2021, die zweite von unserem Wiener Diözesanreferenten Mag. Hanns Sauter erschien bereits im November 2020 erstmals auf unserer Website.

Johann Krammer:
Orthodox leben.
Ein Glaubensbuch für junge orthodoxe Christinnen und Christen und alle Interessierten.
Österreichische Bibelgesellschaft 2020.
27,50 € (A)
ISBN 978-3-85205-802-3

Buchcver Krammer: Orthodox leben

Dieses Buch des Mönchspriesters Johann Krammer, dessen geistliche Heimat die russisch-orthodoxe Kathedrale zum hl. Nikolaus in Wien ist (Foto auf dem Umschlag), wendet sich an ein junges Publikum. Man könnte es einen Katechismus nennen, der in den Glauben und die Lebenswelt der Orthodoxie einführt – entsprechend dem Motto „Orthodox glauben“ heißt „Orthodox leben“ (Vorwort). Und doch ist es mehr als das, was man sich landläufig unter einem „Katechismus“ vorstellen mag. Schon die langjährige Erfahrung des Autors als Religionspädagoge, der entscheidend zum Aufbau des orthodoxen Religionsunterrichts in Österreich beigetragen hat, ist Garant dafür, dass man es hier nicht mit einer trockenen Auflistung von Glaubenssätzen, Ritualen und Kalenderdaten zu tun hat. In einer schlichten, gut verständlichen Sprache und in abwechslungsreicher und mit vielen Abbildungen von Ikonen aufgelockerter Gestaltung werden die wesentlichen Glaubensinhalte so dargeboten, dass man, wenn man sich als Leser und Leserin darauf einlässt, wie von selbst auf einen Weg mitgenommen wird, der vom Glauben an den dreieinigen Gott geprägt ist.

Auch wenn dieses Glaubensbuch aus der russisch-orthodoxen Tradition kommt, ist doch mit großem Einfühlungsvermögen auf die Traditionen der anderen in Österreich prominent vertretenen orthodoxen Kirchen wie der serbisch-orthodoxen, der rumänisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Kirche Rücksicht genommen. Das tritt besonders in der Auswahl der abgebildeten Motive und der Auswahl der Heiligen zutage, denen der zweite, umfangmäßig etwa zwei Drittel des Buches einnehmende Teil gewidmet ist. In der Einführung zu diesem Teil auf S. 63 heißt es etwa: „Die Orthodoxe Kirche feiert den Sonntag nach Pfingsten als das Fest Allerheiligen und gedenkt an diesem Tag in großer Freude aller bekannten und auch unbekannten Heiligen. Die Heiligkeit ist ja die Frucht des Wirkens des Heiligen Geistes, Dessen Herabkunft wir zu Pfingsten … feiern…“ Es folgt in hervorgehobener Schrift ein Zitat aus dem Orthros dieses Festes, der auch als Leitfaden für die Gliederung dieses Teils dient: Nach einer Hinführung zum Begriff „Heiligkeit“, die Zitate aus der Bibel und der Liturgie wie z. B. das Trishagion aufgreift, werden die Feste der Gottesmutter im Kirchenjahr, die Engel, die Heiligen des Alten und Neuen Testaments und schließlich, in Gruppen zusammengefasst,  die Heiligen der Kirchengeschichte – von dem hl. apostelgleichen Kaiser Konstantin und seiner Mutter Helena bis zur hl. rechtgläubigen Tamara, Königin von Georgien, vorgestellt. Angeführt ist jeweils der Gedenktag nach julianischem und gregorianischem Kalender. Eine Seite bringt eine kurze Biographie mit einer Meditation über die Bedeutung für das Leben des orthodoxen Christen, auf der gegenüberliegenden Seite leitet eine Ikone des/der Heiligen dazu an, sein/ihr Lebenszeugnis zu vertiefen.

Die zentrale Bedeutung, die hier dem Vorbild der Heiligen für das Glaubensleben zugeschrieben wird, ist ein Spezifikum orthodoxer Spiritualität. Sie ist aber auch ein Fingerzeig für die christliche Welt abseits der Orthodoxie, der Persönlichkeit und dem Wirken der Heiligen gerade in der religiösen Erziehung der Jugendlichen einen wichtigen Platz einzuräumen und so den Glauben mit „Leben“ zu füllen. Das Glaubenszeugnis der Heiligen durch Begehung ihrer Gedenktage im Jahreskreis ins Zentrum des christlichen Alltags zu rücken, hat ökumenisches Potenzial. Johann Krammer: „Wie sehr jeder von uns mit den Heiligen verbunden ist, ist auch in dem alten christlichen Brauch ersichtlich, nach dem jeder Täufling in der Taufe den Namen eines Heiligen erhält. Dieser soll der Schutzpatron für das ganze Leben des Getauften sein, seiner Fürbitte sollen wir uns in unseren Gebeten jeden Tag anvertrauen…“ Der Autor verweist dann noch auf die in der Serbischen Orthodoxen Kirche seit der Christianisierung im 9. Jahrhundert lebendige Tradition der Verehrung eines Familienpatrons, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Wie schon im Untertitel angedeutet, finden in diesem Glaubensbuch nicht nur orthodoxe Jugendliche eine kompakte und doch umfassende Wegweisung ins Glaubensleben, sondern wer immer die Orthodoxie näher kennen lernen möchte, wird mit Gewinn dieses Buch zur Hand nehmen. (Gottfried Glaßner OSB)


Das reichlich mit Bildmaterial ausgestattete Buch ist einerseits gedacht als Glaubensbuch, das junge orthodoxe Menschen auf dem Weg ins Christsein begleitet, andererseits aber ist es auch so gestaltet, dass es alle Erwachsenen anspricht. Die Erschließung des Glaubens geschieht durch eine Auslegung der 12 Artikel des Glaubensbekenntnisses von Nizäa und Konstantinopel (in der kath. Kirche „Großes Glaubensbekenntnis“ genannt). Die Erläuterungen des Autors sind eingebettet in Texte aus Bibel und Kirchenvätern sowie in Ikonendarstellungen und anderem passenden Bildmaterial und werden abgeschlossen durch knappe Zusammenfassungen, die sich durch ihr Schriftbild vom vorangehenden Text abheben und dadurch einladen, sich einzuprägen. Der zweite, wesentlich umfangreichere Teil befasst sich mit den Heiligen. Die hier ausgewählten Beispiele orientieren sich an ihrer gesamtorthodoxen Bekanntheit sowie ihrer Bedeutung für die Gläubigen der orthodoxen Kirchen außerhalb ihrer Stammländer. Absicht dieses Teiles ist es, das im ersten Teil grundsätzlich über orthodoxes Leben Gesagte an Beispielen zu illustrieren, an denen die Einheit von Leben und Glauben sichtbar wird, und so zu einem Leben aus dem Glauben zu motivieren. Insofern liegt dem Buch ein Konzept zugrunde, das schlüssig ist, aber das es in dieser Form so noch nicht gegeben haben dürfte. Dem Autor, der auch dem Andreas-Petrus-Werk durch viele Jahre verbunden war, sei dazu herzlich gratuliert! (Hanns Sauter)

Buchbesprechung Krammer: „Orthodox leben”