Dragiša Jerkić:
Mut zur Freiheit?
Antworten der orthodoxen Theologie des 20. Jahrhunderts auf eine Menschheitsfrage.
Schriften des Ostkircheninstituts der Diözese Regensburg. Band 5.
Pustet Verlag Regensburg 2020.
Gedruckt 36 € (A): ISBN 978-3-7917–3197-1
eBook 27,99 € (A): ISBN 978-3-7917–7309-4
Wo beginnt menschliche Freiheit beginnt und vor allem wo endet sie? Seit der Antike ist diese Frage aktuell und heute stößt sie auf dem Hintergrund rascher gesellschaftlicher Veränderungen und einer zunehmenden Globalisierung auf immer neue Herausforderungen. Antworten darauf suchen neben der Theologie auch andere Wissenschaften. Der Autor ist daher der Meinung, dass es nicht nur theologische Positionen bedarf, die auf diese Frage eingehen, sondern eine theologische Durchdringung der einzelnen Antworten und begibt sich dazu auf die Suche nach Ansätzen. Der Focus seiner Untersuchung liegt auf dem Beitrag der orthodoxen Theologie des 20. Jh. die sich wiederholt mit dem Thema „Freiheit“, das wiederum eng verknüpft ist mit dem Thema „Menschenrechte“ beschäftigt. Dazu zieht er die Arbeiten von Theologen wie Berdjaev, Florovsky, Lossky, Yannaras und Zizoulas als für orthodoxe Positionen wichtige Vertreter heran, analysiert Äußerungen der Patriarchen Bartholomaios und Kyrill sowie das Dokument der ROK „Grundlagen der Lehre der Russischen Orthodoxen Kirche über Würde, Freiheit und Rechte des Menschen“ aus dem Jahr 2008, die oft ganz unterschiedliche Meinungen vertreten. Erhebliche Unterschiede ortet er aber nicht nur in den orthodoxen Positionen, sondern auch im Freiheitsverständnis der orthodoxen Seite gegenüber der westlichen Moderne, das klarerweise auch die westliche Theologie beeinflusst; der Frage nach einer Vereinbarkeit der theologischen Wege lässt sich nicht umgehen. Eine Möglichkeit den Dialog aufzunehmen sieht er in der Freiheitsphilosophie des Kanadiers Charles Taylor (*1931), der die Auffassung vertritt, dass in der säkularen westlichen Welt christliche Werte stärker verwirklicht sind, als allgemein bewusst ist. Dies geht in der allgemeinen Diskussion unter, sollte daher stärker herausgearbeitet werden, da es der eingangs geforderten „theologischen Durchdringung“ durchaus entspricht. – Was hier in wissenschaftlicher Terminologie dargelegt ist, bedarf dringend einer Umsetzung für die breite Masse! Dass es daran an der Zeit ist, zeigt z. B. die gerade aufgeflammte Diskussion um den Mohrenkönig bei den Darstellungen der „Heiligen Drei Könige“ in der Kunst bzw. bei der Sternsingeraktion, bei der es nicht um Rassendiskriminierung geht, sondern gerade um das Gegenteil: Gott ist der Gott aller Menschen. Diskriminierungen haben im Raum des Glaubens und im Namen eines biblischen Menschenbildes keinen Platz. (Hanns Sauter)