Carrie Frederick Frost:
Inkarnation und Mutterschaft.
Eine orthodoxe Perspektive auf den weiblichen Körper.
Herder Verlag Freiburg/Brsg. 2025.
176 Seiten, ISBN 978-3-451-02340-8.
Die Autorin ist orthodoxe Theologie-Professorin an der Western Washington University und fünffache Mutter. Sie macht sich hier Gedanken über Mutterschaft und über die Sichtweise die ihre Kirche dazu hat. Ausgehend von ihren eigenen körperlichen Erfahrungen sucht sie dazu Aussagen in der orthodoxen Tradition und findet sie auf Ikonen sowie in Hymnen und Gebeten, unter den Kirchenvätern vor allem bei Johannes Chrysostomos. Die Ergebnisse waren widersprüchlich. Was auf Ikonen dargestellt, ja gefeiert ist, was in Hymnen wie z. B. bei Ephräm dem Syrer in höchst differenzierter Weise auf Maria, Jesus und die Kirche bezogen und besungen wird, entspricht auf keine Weise dem, was in Gebeten, wie etwa denen „Für Mutter und Kind nach vierzig Tagen“ enthalten ist. Hier ergibt sich für die Theologie noch ein weites Feld, sowohl um Widersprüche aufzuarbeiten als auch um Überholtes endgültig zu verabschieden und um vorhandene Ansätze weiterzuentwickeln. Gerade die orthodoxe Tradition mit ihrer tiefen Sicht von Inkarnation wäre dazu prädestiniert. Frost selbst zeigt die Themen auf und formuliert zugleich Lösungsansätze. In fünf Kapiteln: Empfängnis, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillen verwickelt sie eigene Erfahrung, Ikonografie, Hymnen und andere Gebete in einen Dialog zum jeweiligen Gesichtspunkt. Sie entwickelt dabei auch Bausteine zu einer „Theologie des Leibes“ jenseits einer belasteten Morallehre oder verengten Sexualethik und hebt dabei genau auf die Themen ab, die zunächst für Frauen und Mütter – wobei sie auch Frauen, die nicht leibliche Mütter sind, im Blick hat – aber auch allgemein wichtig sind. Ihr leicht nachvollziehbarer Wunsch ist, dass diese Thematik mehrheitlich von Frauen – wie dies bislang in der Kirchengeschichte nicht der Fall war – bedacht wird. Frost bringt Bewegung in die Auseinandersetzung der Orthodoxie über die Rolle der Frau und – damit verbunden – über die Tragweite dessen was es heißt, dass Gott Mensch wird. Sie tut dies fundiert, engagiert und ehrlich, bleibt besonnen und ausgleichend. Ihre Überlegungen sind zweifellos für die Theologie allgemein und alle anderen Kirchen befruchtend. Dies stellt auch Dorothee Sattler, Professorin für kath. Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Universität Münster, in ihrer „Nachlese“ auf den Seiten 143-161 heraus. Das Thema bleibt spannend – ein spannend zu lesender Beitrag dazu liegt hier vor. (Hanns Sauter)

