Ein Ort der Begegnung der Kulturen und geistlicher Mittelpunkt der serbisch-orthodoxen Christen im Tiroler Anteil der Erzdiözese Salzburg
– Im Rundbrief 2011/2 finden Sie eine gekürzte Fassung dieses Artikels! –
Pfarrer Matthias Oberascher – das Foto zeigt ihn in dem von unzähligen Sterbebildchen gesäumten Stiegenaufgang der Wallfahrtskirche Mariastein bei Kufstein – ist Wallfahrtspfarrer in Mariastein. Als Referent des Andreas-Petrus-Werks für die Erzdiözese Salzburg pflegt er gute Kontakte zu den orthodoxen Geistlichen und Mitchristen speziell im Tiroler Anteil der Erzdiözese und engagiert sich in vielfacher Hinsicht, besonders durch die Feier von Gottesdiensten im byzantinisch-slavischen Ritus im Land Salzburg und in Tirol, im Dienst der Vermittlung ostkirchlicher Spiritualität. Er ist auch Seelsorger im Krankenhaus Kufstein und mit dem Schicksal der alten, heute im Areal einer Fachhochschule stehenden Spitalskirche und der Sorge der serbisch-orthodoxen Gemeinde, die in dieser Kirche ihren geistlichen Lebensmittelpunkt gefunden hat und sich nach der Freigabe zum Abriss nach einem neuen Domizil umsehen muss, bestens vertraut. Lesen Sie im Folgenden seinen Bericht.
Die Tage der Kirche im 1861 bis 1864 unter Bürgermeister Franz Kink in der Nähe des Friedhofs errichteten alten Spital in Kufstein sind gezählt. Im ehemaligen Krankenhausgebäude ist nun die Fachhochschule untergebracht, die heuer noch erweitert wird. Daher muss die Spitalskirche abgerissen werden. Das Apsisfresko von der Herabkunft des Hl. Geistes, dem die Kirche geweiht ist, wird in den neuen Kirchenraum der Fachhochschule versetzt. Am 13. September 1863 war die im neuromanischen Stil erbaute Spitalskirche von Kardinal Maximilian von Tarnocy feierlich geweiht worden. Nicht nur die Gottesdienste für die Kranken wurden seither in ihr gefeiert, sondern bis heute auch die Messen bei kleineren Begräbnissen, und bis zum heurigen Palmsamstag auch alle Winter-Werktagsmessen der Pfarre St. Vitus. Vor allem aber wurde sie im Laufe ihres 160-jährigen Bestehens zum Zufluchtsort und zum Ort der Begegnung für Flüchtlinge und Vertriebene, die es aus den Ländern der alten Donaumonarchie nach Kufstein verschlagen hat. Sie könnte unzählige Geschichten erzählen von Krankheit, Not und Tod, von Elend und Leid, von Hoffnung und Gottvertrauen der Menschen im Spital und besonders von der Heimatlosigkeit der Flüchtlinge und Vertriebenen.
Von Kriegsende bis Anfang der 90er Jahre ist jeden zweiten Monat ein Priester der Russischen Orthodoxen Auslandskirche aus Villach mit dem Zug angereist, um mit allen Orthodoxen der Stadt und aus der Umgebung (russische Flüchtlinge, griechische und serbische Gastarbeiter u.a.) die Sonn- und Festtage zu feiern. Den Kufsteiner Mesnern von damals ist er als ein ganz liebenwerter und frommer Mann in bester Erinnerung. Im gleichen Zeitraum war sonntäglich jeden Monat ein Gottesdienst für die Mitchristen des byzantinischen Ritus der griechisch-katholischen Kirche der Ukrainer. Ihr Pfarrer Johannes Daszkowski kam aus Salzburg. Nach der Ungarnkrise 1956 bis zu seinem plötzlichen Tod 1980 hat der eifrige Ungarnseelsorger Erno Nehmeth seine Landsleute liebevoll und intensiv betreut und mit ihnen die Sonn- und Festtage in der Spitalskirche begangen. Viele der Gastarbeiter in den letzten 50 Jahren kamen aus Kroatien. Jeden zweiten Sonntag versammelten sie sich hier zum Gottesdienst. Als mit P. Anton ein bosnischer Franziskaner Pfarrer in Kufstein-Sparchen wurde, übersiedelten sie dorthin. Der Terminkalender in der Sakristei der Spitalskirche war also durch Jahrzehnte recht dicht, und dick auch mitunter die Luft zwischen den Mitbrüdern, wenn es Terminkollisionen gab.
Mit der Übersiedlung der Kroaten nach Sparchen wurde die Kirche frei für die serbisch-orthodoxen Mitchristen, die vor allem durch den Jugoslawienkrieg (1991-95) in unser Land kamen. Anfang September konnten sie heuer das 10-Jahr-Jubiläum der Gemeindegründung feiern. Ihr Priester hat über 200 Familien in den Bezirken Kufstein, Kitzbühel und Schwaz zu betreuen. Als Patron ihrer Kirchengemeinde wählten sie den hl. Mönch Visarion, der vor 260 Jahren in Rumänien wirkte. Er steht mit Kufstein leider in einer recht traurigen Verbindung: Unter Maria Theresia kam er als Kriegsgefangener in das gefürchtete Gefängnis auf der Kufsteiner Festung und dort auch um sein Leben. Leider konnte bisher im Stadtarchiv sein Sterbetag und seine letzte Ruhestätte noch nicht ausgeforscht werden.
Seit 5 Jahren betreut Pfarrer Aleksandar Stolić mit großem Eifer die serbisch-orthodoxe Gemeinde und fährt auch jeden Sonntag Abend nach Fügen, um dort in der Krypta der Dekanatskirche mit seinen Mitchristen aus dem Bezirk Schwaz Gottesdienst zu feiern. Da mit dem Abriss der Spitalskirche schon seit Längerem zu rechnen war, stand V. Aleksandar vor der Aufgabe, ein neues geistliches Zentrum für seine Gemeinde zu finden. Ein Grundstück für einen Kirchenneubau in der Nähe von Kufstein ist schon angekauft und von Bischof Konstantin gesegnet. Mit der Aufrichtung eines großen Holzkreuzes ist es als heilig kennzeichnet. Alle hoffen, dass möglichst bald mit dem Bau der eigenen Kirche begonnen werden kann. Aber leider scheitert dies noch am mangelnden Geld.
Spenden willkommen und erbeten:
Kto. Nr. 134178205, BLZ 16340, serb. orthodoxe Gemeinde Kufstein