Marco Besl/Simone Oelke (Hgg.):
Politische Macht und orthodoxer Glaube.
Beziehungen zwischen Politik und Religion in Osteuropa.
Pustet Verlag Regensburg 2022.
152 Seiten, ISBN 978-3-7917-3396-8

Dass die orthodoxen Kirchen eng mit ihren Nationalstaaten verbunden sind, zeigt wieder deutlich der derzeitige Ukraine-Krieg. Dies mag man einerseits als historisch gegeben hinnehmen, andererseits ist es insofern bemerkenswert, da doch die Staaten Osteuropas im 20. Jh. weitgehend atheistisch geprägt waren. Es scheint also eine Diskrepanz zu bestehen zwischen Religion als praktizierter Glaube und Religion als Traditionselement, auf das „man“ – wer und aus welchen Gründen auch immer – zurückgreift. Die Gefahr, dass es hier wieder zu unheilvollen Verwicklungen kommt, ist gegeben. Das Anliegen, sich mit dem Verhältnis von politischer Macht und orthodoxen Kirchen in Osteuropa intensiver zu beschäftigen, wird durch den Ukraine-Krieg zwar befeuert, ist aber ein Thema, das sich schon weit davor gestellt hat. Die Aufsätze dieses Bandes behandeln einige solcher Problemfelder der Beziehungen zwischen Religion und Politik in diesen Staaten und greifen dabei einerseits bis in die Geschichte auch des byzantinischen Reiches zurück – ohne die manche spätere Entwicklungen nicht zu verstehen sind – analysieren aber auch Vorgänge jüngerer Zeit und der Gegenwart. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch erhellen die herausgegriffenen Beispiele gut manche uns schwer bis gar nicht nachvollziehbare Vorgänge oder Gedankengänge und zeigen die dahinterliegende Komplexität auf. Eine für ein breites Leserklientel wertvolle Hilfe, um sowohl umstrittenes Geschehen der Vergangenheit als auch der Gegenwart einordnen zu können. Ob es jemals gelingt, Konsequenzen daraus zu ziehen, muss noch dahingestellt bleiben. (Hanns Sauter)

Buchbesprechung Besl/Oelke: Politische Macht und orthodoxer Glaube