Liebe Freunde des Andreas-Petrus-Werks!

Rundbrief 2017/1

Das Jahr 1967 hatte es in sich, was das Verhältnis der getrennten Kirchen in Ost und West anbelangt. Vorausgegangen war die Begegnung von Patriarch Athenagoras und Papst Paul VI. in Jerusalem (Jänner 1964) und die gegenseitige Aufhebung des 1054 ausprochenen Bannes (Dezember 1965). Am 25./26. Juni 1967 reiste Papst Paul VI. nach Istanbul und fiel in der Hagia Sophia, dem Ort, an dem die Bannbulle niedergelegt worden war, spontan auf die Knie. Am 29. Juni rief er ein „Jahr des Glaubens“ aus. Der „Dialog der Liebe“ war geboren.

Am 14. Dezember 1975 bei dem gleichzeitig im Phanar und in der Sixtinischen Kapelle begangenem Jubiläum der Bannaufhebung erfolgte der Kniefall und Fußkuss des Papstes vor dem als Vertreter des Ökumenischen Patriarchen anwesenden Metropoliten Meliton von Chalkedon, als dieser die Einsetzung einer gesamtorthodoxen Kommission für den ökumenischen Dialog verkündete – ein Akt von hoher Symbolkraft, war doch der Fußkuss das Zeichen der Anerkennung der päpstlichen Würde.

Paul VI. und Athenagoras, Foto: © kathbild.at / Franz Josef Rupprecht.
Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras, Ikonen-Fresko in der Privatkapelle des ortodoxen
Erzbischofs von Heraklion. – Foto: http://kathbild.at / Franz Josef Rupprecht.

Dass das Institut für Ökumenische Theologie, Ostkirchliche Orthodoxie und Patrologie an der Kath.-Theol. Fakultät Graz ihr 50-jähriges (und zugleich die Pro Oriente-Sektion Graz ihr 30-jähriges) Bestehen feiern konnte, verweist genauso auf das Jahr 1967 wie die Feierlichkeiten anlässlich der Gründung des Orthodoxen Zentrums in Chambésy bei Genf vor 50 Jahren, zu denen der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. im April in die Schweiz reiste.

Den historischen Fußkuss des Papstes im Dezember 1975 hat der scheidende Nationalpräsident des Andreas-Petrus-Werks Erzbischof Kothgasser als Augenzeuge in Rom miterlebt. Die Geste gegenseitiger Wertschätzung der Schwesterkirchen hat ihm wohl schon damals die Welt der Ostkirchen eröffnet, zu denen er als Salzburger Erzbischof einen besonderen „Draht“ entwickelte. Gerade auch das Andreas-Petrus-Werk ist ihm für sein seit 2004 bekundetes Wohlwollen und die von Interesse an der Sache getragene Unterstützung zu großem Dank verpflichtet.
Das ökumenische Ereignis des Jahres 2017 schlechthin war die zweimonatige Verleihung der seit 1087 im süditalienischen Bari ruhenden Nikolaus-Reliquien nach Russland. Ihr ist das Schwerpunktthema dieses Rundbriefs gewidmet. Bei näherer Betrachtung erweist sich der hl. Bischof von Myra in der Tat als „Wundertäter“ von ökumenischem Format!
Ich danke für Ihr auf vielfältige Weise bekundetes Interesse und hoffe, dass auch dieser Rundbrief Ihnen die Welt des Christlichen Ostens ein Stück weit näher bringen kann.

P. Gottfried Glaßner OSB

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Aus dem Rundbrief 2017/2