1917, inmitten der großen Umwälzungen im Verlauf des Ersten Weltkrieges, hatte sich die Situation der Kirchen des Christlichen Ostens dramatisch verändert, vor allem nach Ausbruch der Revolution in Russland, im Orient durch den Untergang des Osmanischen Reiches, in Indien angesichts der Unabhängigkeitsbestrebungen und in vielen Ländern durch die Kriegsereignisse. Die Antwort Papst Benedikts XV. auf diese Entwicklung war die Gründung eines Orientalischen Instituts durch das Motu Proprio „Orientis Catholici“ vom 15. Oktober 1917, wenige Monate nach der Gründung der Kongregation für die Orientalischen Kirchen. Der akademische Betrieb begann am 2. Dezember 1918. Erster Präsident war der 1993 seliggesprochene Benediktiner Alfredo Ildefonso Schuster, Abt von St. Paul vor den Mauern und später Erzbischof von Mailand. Nach dem Willen des Papstes sollte das Institut dem Studium der in den Ostkirchen gepflegten theologischen Traditionen dienen. 1920 erhielt es das Recht zur Verleihung akademischer Grade, 1922 wurde es der Obhut der Jesuiten anvertraut und an den Sitz des ebenfalls von Jesuiten geleiteten Bibelinstituts verlegt. Den Grundstein für die heute mit 180.000 Bänden weltweit einzigartige Bibliothek über das ostkirchliche Christentum hat Papst Pius XI. gelegt. Die 1929 am Eingang des PIO an seinem heutigen Standort an der Piazza Santa Maria Maggiore angebrachte Marmortafel (Foto oben) erinnert daran, dass er die von seinem Vorgänger gegründete Einrichtung tatkräftig förderte – u.a. durch die Errichtung dieses Gebäudes und durch die Eröffnung der Bibliothek.
1971 wurde neben der „Fakultät für Studien zur östlichen Kirche“ die „Fakultät für östliches Kirchenrecht“ errichtet. Seit 1993 ist der Präfekt der Ostkirchenkongregation zugleich der Großkanzler des PIO. Seit seiner Gründung haben ca. 6.000 Studenten am Orientalischen Institut studiert und mehr als 500 Studenten promoviert.
Der Bibliothekar P. François Gick SJ, der die Teilnehmer der Generalversammlung der Catholica Unio bei ihrem Besuch am 20. Oktober 2016 in seinem „Reich“ empfing, stellte die Geschichte des Hauses vor und gab wertvolle Einblicke in den zukunftsweisenden Ausbau der Bibliothek mit ihren Nutzungsmöglichkeiten.
Gottfried Glaßner OSB