Hilarion

Am 1. Februar 2010, dem ersten Jahrestag der Inthronisation von Patriarch Kirill, wurde während der Göttlichen Liturgie in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau eine Reihe von Ernennungen vorgenommen. Unter den zwei ständigen Mitgliedern des Heiligen Synods, die in den Rang von Metropoliten erhoben wurden, war auch der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Erzbischof Hilarion (Alfejev), von 2003 bis 2009 Bischof von Wien und Österreich mit der provisorischen Leitung der Diözese von Budapest. Metropolit Hilarion, geb. am 24.7.1966, ist damit der jüngste Metropolit der Russ.-orth. Kirche seit Jahrzehnten.

Wir dokumentieren hier die Übersetzung eines Interviews, das im Rundbrief 2009/2, vor der Ernennung von Erzbischof Hilarion zum Metropoliten, in Auszügen veröffentlicht wurde:

Erzbischof Hilarion (Alfejev): „Symphoniker” der Auslandsbeziehungen der ROK

Interview, veröffentlicht in „Rossijskaja Gazeta” vom 6.8.2009

Das Gespräch wurde geführt von Vasilij Tolstunov und Mihail Serdjukov; Übersetzung: Mag. Josef Huber-Germanstatt

Im Original veröffentlicht unter http://www.rg.ru/printable/2009/08/06/ilarion.html

Symphonie der kirchlichen Außenbeziehungen

Er hätte ein weltberühmter Musiker werden können, wählte jedoch den Priesterstand und zwar mit der Bedingung, nicht mehr zu komponieren sowie überhaupt nicht mehr Musik zu hören. Erst nach vielen Jahren durchbrach er dieses selbstauferlegte Verbot.

Hilarion

rechts im Bild: Erzbischof Hilarion (Alfejev), 2003-2009 russisch-orthodoxer Bischof von Österreich, seit 2009 Leiter des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche

Fahnenflucht: Vom Dienst in den Dienst oder Mit fliegenden Fahnen die Berufung wechseln

R.G.: Herr Erzbischof, es ist noch nicht lange her, dass Sie Ihren Gottesdienst in einer der musikalischsten Städte der Welt, nämlich Wien, feierten. Dort lebten und wirkten so geniale Komponisten wie Mozart, Haydn, Beethoven, Schubert, Brahms. Sicherlich war das ein Grund, dass Sie sich zum Komponieren hingezogen fühlten.

Hilarion: Mein Weg zum Komponisten ist schwer verständlich und ungewöhnlich. Eines Tages beschloss ich, mich von der Musik zu trennen. Das tat ich übrigens bewusst und, wie ich damals annahm, für immer. Ich stand ganz einfach vor der Wahl: Soll ich der Musik oder der Kirche dienen. Schließlich entschied ich mich für die Kirche.

11 Jahre studierte ich Geige und Kompositionslehre in der Musikschule „Gnesiny”, danach am Moskauer Konservatorium. Der Weg zum Berufsmusiker war mir vorgezeichnet. Gleichzeitig begann ich jedoch in die Kirche zu gehen. Von Tag zu Tag stärker fühlte ich mich zum Haus Gottes hingezogen und immer weniger zur Musik.

R.G.: Hat also die Kirche Sie von der Musik entfernt?

Hilarion: Einige Jahre lebte ich gleichsam wie in einem zwiespältigen Gefühl und fragte mich andauernd: „Welchen Weg sollte ich in meinem Leben einschlagen?” Schließlich und endlich erkannte ich, dass ich vor allem der Kirche dienen will.

R.G.: Wie alt waren Sie damals?

Hilarion: 15. Ich glaube, meine Entscheidung war das Ergebnis jenes inneren Prozesses, den man mit Worten nicht leicht erklären kann. Mein Suchen brachte jedoch das richtige Ergebnis.

R.G.: Sind Sie davon so überzeugt?

Hilarion: Jeder, der sich für den Dienst in der Kirche entschieden hat und diese Entscheidung bewusst getroffen hat, wird diese Wahl niemals bereuen.

R.G.: Und Sie verließen das Moskauer Konservatorium?

Hilarion: Vom Konservatorium weg musste ich zum Heer einrücken. Das waren eben die Bedingungen: Zuerst muss man der Heimat gegenüber die „heilige Pflicht“ erfüllen und erst dann kann man sich mit dem beschäftigen, zu dem einen die Seele hinzieht. Hätte ich keine Einberufung bekommen, wäre ich natürlich sofort ins Priesterseminar eingetreten. Ich wollte mich jedoch der Militärpflicht nicht entziehen. Ich wusste, dass ich ihn ableisten muss, um danach mit ruhigem Gewissen das weitere Leben jenem Dienst zu widmen, nach dem ich strebte – dem Dienst an der Kirche.

R.G.: Wo leisteten Sie Ihren Militärdienst? Falls das nicht ein militärisches Geheimnis ist.

Hilarion: Im Eliteorchester des Grenzschutzes. Mit dem ganzen Orchester fuhren wir im Fernen Osten von einer Grenzwacheeinheit zur anderen und spielten Unterhaltungsmusik. Mein Instrument war die Elektroorgel. Wir fuhren entlang der Grenze zu China und zwar von Chabarovsk bis Blagoveščensk. Von einer Einheit zur anderen – hunderte Kilometer.

R.G.: Wahrscheinlich besitzen Sie einige Auszeichnungen?

Hilarion: Ich bekam das Abzeichen „Bester Grenzsoldat”. Obwohl ich es ja meiner Ansicht nach nicht verdiente. Denn ich entfernte mich unerlaubt vom Dienst.

R.G.: Was drängte Sie, so unbedachte Schritte zu tun?

Hilarion: Ich besuchte die Kirche. Meinen Glauben musste ich ja verheimlichen. Damals war es verboten, ein kleines Kreuz am Halskettchen zu tragen. Ich nähte es in den Kragen meiner Feldbluse ein.

R.G.: Und wo verwahrten Sie das Evangelium? Etwa gar im Nachtkästchen in der Kaserne?

Hilarion: Jemand schenkte mir eine ganz kleine Ausgabe des Evangeliums, das in meiner Hosentasche Platz hatte. Mir war jedoch klar, dass man es früher oder später entdecken wird. Deshalb lernte ich das Johannesevangelium auswendig und versteckte das Büchlein.

R.G.: Wie ging es nach dem Militärdienst weiter?

Hilarion: Im November rüstete ich ab. Um ins Priesterseminar aufgenommen zu werden, war es etwas spät, denn das Studienjahr hatte bereits begonnen. Um keine Zeit zu verlieren, beschloss ich, zum Heilig-Geist-Kloster in Vilnius zu fahren. Bereits im darauffolgenden September war ich Priester.

R.G.: Und die Musik?

Hilarion: Mit ihr brach ich und wie mir damals schien, für immer und ewig. Dass ich mich von der Welt lossagte, bedeutete für mich vor allem ein Abschied von der Musik. Denn außer der Musik hat mich im Großen und Ganzen nichts an die Welt gebunden. Ich komponierte nicht mehr, hörte auf ein Instrument zu spielen und nicht einmal Aufnahmen spielte ich mir vor.

In der Kirche ist es nicht langweilig

R.G.: Es gibt nicht wenige junge Menschen, die sich für gläubig halten, aber nicht in die Kirche gehen. Ihnen sei dort langweilig, sagen sie. Natürlich ist die Kirche keine Diskothek und man geht nicht dorthin, um sich zu amüsieren. Aber kann man nicht doch die derzeitige Situation verändern?

Hilarion: Es ist für mich nicht vorstellbar, wie man sich beim Gottesdienst langweilen kann. Während der Schulzeit war ich manchmal in Diskotheken und auf Schulpartys, wo die Jugendlichen meines Alters zusammenkamen, „um sich zu zeigen und einander zu begaffen”. Ich langweilte mich dort zu Tode. Wir führten nichtssagende, sinnlose Gespräche. Die Ereignisse in diesem sogenannten jugendlichen Milieu waren für mich immer irgendwie langweilig und die Heiterkeit meiner Mitschüler empfand ich eher als gekünstelt.

R.G.: In der Kirche war es anders?

Hilarion: In der Kirche war alles anders. Nur da gelang es mir, die Wirklichkeit eines wahren Lebens zu verspüren.

R.G.: Dem Herrn zu dienen, ist das eine einträgliche Sache?

Hilarion: Als ich als junger Priester in Litauen eingesetzt wurde, ging es mir finanziell sehr schlecht. Die Gläubigen meiner Pfarre waren sehr arme Leute und als Gehalt bekam ich nur einen symbolischen Betrag. 1991 kam ich nach Moskau, wo ich bereits drei Aufgaben übertragen bekam: ich arbeitete als Geistlicher in einer Kirche, unterrichtete jedoch auch am Moskauer Priesterseminar sowie am St. Tichon-Institut. Mein monatliches Einkommen betrug 12 Dollar. Für den Dienst in der Kirche erhielt ich 1 Dollar, vom Priesterseminar 10 Dollar und dann schließlich noch einen Dollar vom St. Tichon-Institut. Ich führe mein Verdienst in Dollar an, weil damals der Rubel rasant an Wert verlor. Mit meinem Monatsverdienst konnte ich gerade 2 kg Käse kaufen.

R.G.: Wie konnten Sie da existieren?

Hilarion: Mit Übersetzungen aus dem Englischen ins Russische und umgekehrt konnte ich mir etwas dazuverdienen.

R.G.: Wie kamen Sie wieder zur Musik?

Hilarion: Schön langsam begann ich wieder Musik zu hören. Z.B. im Auto, während ich hinter dem Steuer saß. Jedoch besuchte ich kein Konzert und keine Oper, und mache das auch bis zum heutigen Tage nicht. Während meines sechsjährigen Dienstes in Wien war ich nur einmal in der berühmten Wiener Oper. Und das auch nur, weil ein Sänger unseres Kirchenchores in der Rolle als Komtur in Don Giovanni auftrat und mich inständig bat ihn zu hören.

R.G.: Sie haben einen starken Willen!

Hilarion: Es war einfach so, dass ich mit 20 eine sehr entschiedene Einstellung hatte. Ich entfernte mich von der Musik und glaubte wirklich, das wäre eine Entscheidung für immer. Aber wie das Sprichwort sagt: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Irgendwann war dann die Zeit des Radikalismus vorbei und ich gestattete mir manchmal, klassische Musik zu hören. Obwohl ich mich aktiv nicht mit ihr befasste. 2008 ging jedoch in meinem Inneren plötzlich eine Änderung vor sich und ich begann zu komponieren.

R.G.: Wie meinen Sie das:„plötzlich”? Einfach so mir nichts dir nichts? Wahrscheinlich gab es irgendeinen Anstoß?

Hilarion: Dieser Anstoß kam höchstwahrscheinlich von einem Konzert beim Moskauer Festival für orthodoxe Musik. Der Chor der Nikolauskirche an der Tretjakow-Galerie führte mein vor 20 Jahren entstandenes Werk „Nyne sily nebesnye…” auf. (Anm. des Übersetzers: Beginn des Cherubimhymnus aus der Liturgie der Vorgeweihten Gaben. In dt. Übersetzung: „Nun dienen mit uns unsichtbar die himmlischen Mächte”.) Ich hörte es mir an und…

R.G.: Sie verspürten den Wunsch noch etwas zu komponieren?

Hilarion: Ja. In meinem Kopf tauchten plötzlich musikalische Ideen auf, Themen. Übrigens in so einer Überfülle, dass es mir schien, sie hätten sich wie in einer Schatulle über 200 Jahre hinweg angehäuft. Die Melodien fielen buchstäblich vom Himmel. Ich erinnere mich nicht, dass ähnliches mit mir während meiner Studienzeit am Konservatorium geschehen wäre. Damals ist mir das Komponieren eher schwer gefallen.

Die „Göttliche Liturgie” für gemischten Chor komponierte ich innerhalb von 10 Tagen. Im übrigen ist dieses Werk entstanden, als ich gerade auf Dienstreise in einige Länder war. Ich brachte die Noten überwiegend in Flugzeugen oder in Wartesälen zu Papier.

R.G.: Schrieben Sie auf Notenpapier?

Hilarion: Zu Beginn hatte ich so etwas nicht bei der Hand. Mit der Hand machte ich Linien auf ein gewöhnliches Blatt Papier und trug dort die Noten ein.

R.G.: Nun eine wahrscheinlich naive Frage: Wie entsteht Musik? Ist es notwendig, dass man zusätzlich zum Notenpapier auch ständig ein Klavier zur Verfügung hat?

Hilarion: Musik entsteht im Kopf und im Herzen. Ein Klavier ist dabei überhaupt nicht notwendig. Komponiert man anhand eines Instrumentes, so ist der schöpferische Prozess ein ganz anderer. Auf dem Klavier kann man Musik auswählen, das eine oder andere spielen. Und plötzlich hört man etwas Originelles. Dann kann man das niederschreiben. Hat man jedoch kein Klavier, entstehen die musikalischen Themen im Inneren und mir bleibt nur noch, sie aufs Papier zu übertragen. So komponierte ich zuerst die „Göttliche Liturgie” und danach die „Nachtwache”. Auf gleiche Art entstand auch die „Matthäuspassion”.

R.G.: Derart furchtlos sind Sie also in die Welt des Johann Sebastian Bach eingedrungen. Es ist ja allgemein bekannt, dass gerade das Oratorium „Matthäuspassion” der Höhepunkt in seiner vokaldramatischen Musik war. Inwieweit ist es in Harmonie mit Ihrem Werk?

Hilarion: Es war meine Idee, die alte Form der „Passion” mit orthodoxem Inhalt zu füllen. Außerdem gab es sie bereits vor Bach, jedoch gelangte sie in seinem Werk zur höchsten Vollendung. So entstanden meine „Passionen” auf der Grundlage der orthodoxen geistlichen Tradition. Die Texte stammen aus dem orthodoxen Gottesdienst und auch die Musik verweist ständig auf die Liturgie. Es handelt sich um einen Versuch, jene Stimmung auf die Bühne zu bringen, wie sie am Karfreitag in der orthodoxen Kirche herrscht, wenn der Gottesdienst zum Gedächtnis an das Leiden Christi gefeiert wird.
Gleichzeitig bestimmt jeder Komponist für sich selbst die künstlerischen Prinzipien, welche er in seinem Schaffen verwirklichen wird. Manchmal handelt er rational, dann wiederum entsteht etwas aus sich selbst heraus, in diesem schöpferischen Wirken. In dem angesprochenen Werk lehnte ich mich (bewusst oder unbewusst) an drei verschiedene Stilperioden an. Erstens an die Bachsche Tradition – der Stil der Musik der Barockzeit. Zweitens der Stil der russischen Kirchenmusik, so wie wir sie noch heute in den Kirchen hören, die jedoch überwiegend ihren Ursprung im 19. Jhdt. hat. Sowie drittens der Stil einzelner Komponisten des 20. Jhdts, wie z.B. Schostakowitsch, oder Prokofjew.

R.G.: Wie sehr schätzte Patriarch Alexij II. Ihre Werke? Er war ja selbst ein großer Kenner klassischer Musik.

Hilarion: Seine Heiligkeit Patriarch Alexij II., seligen Gedenkens, besuchte am 27.3.2007 die erste Aufführung der „Matthäuspassion” im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums. Nach dem Konzert lud er mich zu sich ein und sagte: „Danke für die wunderschöne Musik.” Mit ihm zusammen beim Konzert war auch Metropolit Kyrill, der jetzige Patriarch.

R.G.: Danach wurde die „Matthäuspassion” in Rom aufgeführt. Wie wurde sie dort aufgenommen? Unterschied sich die Einstellung der Katholiken von jener der Orthodoxen?

Hilarion: Auch hier war die Aufnahme durch das Publikum herzlich. Wenn man eine Musik schafft, weiß man ja nicht, ob sie in den Seelen der Menschen Widerhall finden wird. Seinen Seelenzustand in das Werk hineinzulegen ist die eine Sache, ihn den Zuhörern vermitteln zu können, ist die andere. Dieser Kontakt mit dem Publikum kann gelingen, muss aber nicht. Im vorliegenden Fall war die Verbindung hundertprozentig. Die Menschen verstanden, was ich durch diese Musik ausdrücken will.

R.G.: Blumen, Applaus… Fühlten Sie sich als Star?

Hilarion: Zuallererst bin ich Priester. Durch mein Wirken, seien es nun die musikalischen Werke, die Übersetzungen oder die Bücher, bemühe ich mich, Zeugnis für Christus abzulegen, das Wort Gottes und Seine Schönheit zu den Herzen der Menschen zu bringen. Das ist ja die wichtigste Aufgabe des Seelsorgers.

R.G.: In Russland sehr bekannte Rockmusiker wenden sich an die Gläubigen. Oft verbinden sie ihre Konzerte mit einer Predigt. Was halten Sie von der Idee einer „orthodoxen Rockmusik”?

Hilarion: Ich bin in den Traditionen der klassischen Musik aufgewachsen und fühlte mich nie zur Rockmusik hingezogen. Mir steht einfach die klassische Musik näher. Zu meinem Bedauern hört die heutige Jugend wenig klassische Musik. Obwohl das ja ein sehr bedeutender Teil der Weltkultur ist.

R.G.: Warum lehnt die Jugend die klassische Musik ab? Was meinen Sie?

Hilarion: Um eine Musik annehmen zu können, muss man sie verstehen. Ist man jedoch mit anderen Vorbildern erzogen worden, so kann das schwierig sein. Ich würde gar nicht behaupten, dass das Interesse an der klassischen Musik geringer wird. Die Konzertsäle sind voll, die CD immer schnell ausverkauft, d.h. die Klassik ist gefragt. Außerdem glaube ich, dass viele Rockmusiker, deren Namen heute über ganz Russland dröhnen, mit der Zeit in Vergessenheit geraten, während Bach, Beethoven, Schubert, Brahms für immer im Gedächtnis der Menschen bleiben. Die Menschheit wird sich immer wieder diesen Genies der klassischen Musik zuwenden.

R.G.: Kann nicht auch ein Rockmusiker einen guten Einfluss auf den Geist haben? Was meinen Sie?

Hilarion: Warum nicht? Vorausgesetzt er ist ein gläubiger Mensch. Ich bin der Meinung, dass Worte über den Glauben, über die christliche Moral aus dem Mund eines Rockmusikers auf seine Anhänger einen Eindruck machen oder ihn zum Nachdenken bringen. Das ist seine Art von Mission. Und schließlich kann jeder Christ, unabhängig von seiner Aufgabe im Leben, mit Gott in Verbindung bleiben und alle seine Handlungen, ja sein ganzes Leben werden durch Ihn geheiligt.

R.G.: Ist das Komponieren, das Verfassen von Büchern ein Steckenpferd?

Hilarion: Dazu braucht man reichlich Freizeit. Daran mangelte es mir schon früher und jetzt, nach meiner Ernennung zum Außenamtsleiter, habe ich überhaupt keine mehr.

R.G.: Nicht einmal ein halbes Stündchen?

Hilarion: Wenn ich mich bemühe, kann ich mir schon ein halbes Stündchen frei nehmen. Während der vielen Jahre, die ich nun der Kirche diene, entwickelte ich ein System, wie ich einige freie Minuten für mich reserviere.

R.G.: Verraten Sie uns das Geheimnis?

Hilarion: Man muss früher aufstehen und später zu Bett gehen.

R.G.: Haben Sie Pläne bezüglich der Musik?

Hilarion: Im August 2008 schuf ich während eines einwöchigen Aufenthaltes in Finnland ein Werk, das jedoch bisher noch nicht aufgeführt wurde. Es handelt sich um eine Symphonie für Chor und Orchester über die Worte der Wallfahrtspsalmen. Dieses Werk wird wahrscheinlich am 26.11. im Großen Saal des Konservatoriums aufgeführt werden. Derzeit habe ich jedoch keine musikalischen Pläne. Patriarch Kyrill meinte: „Bischof Hilarion muss jetzt nur eine Symphonie schaffen – nämlich jene der kirchlichen Außenbeziehungen.” Und damit beschäftige ich mich Tag und Nacht.

Metropolit Hilarion im Interview