Martinsbrunn, im Kurort Meran gelegen, wurde von Norbert von Kaan 1891 als Sanatorium gegründet und war bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs eine beliebte Kuranstalt. 1941 übernahm der Orden der Barmherzigen Schwestern von Vinzenz von Paul die Führung des Hauses, das sich ab 1983 schwerpunktmäßig der Betreuung pflegebedürftiger Personen widmete. Seit 2017 liegt die Führung in der Hand der Stiftung St. Elisabeth. Nach der 2017 bis 2019 erfolgten Sanierung dient die Anstalt als Senioren- und Pflegeresidenz, Rehabilitationszentrum, Palliativstation und der Gesundheitsvorsorge.

Die neue, dem Hl. Martin geweihte Kapelle wurde am 27. Oktober 2018 von Bischof Ivo Muser in einem feierlichen Gottesdienst gesegnet. Sie liegt neben der Palliativstation und ist in ihrer Ausstattung als Ort der Ruhe und Geborgenheit konzipiert, der den Patienten besonders auch auf ihrem letzten Gang Trost spenden kann.

Wie Prof. Dr. Ewald Volgger OT in einer Broschüre zur Kapelle und in einem Beitrag für die Zeitschrift „Gottesdienst“ (Nr. 6/7, 2019, Seite 61-64 unter dem Titel „Christus medicus. Wie muss die Kapelle eines Senioren- und Pflegezentrums gestaltet sein, damit die Menschen in ihr Trost und Ermutigung finden können? Ein Beispiel aus Südtirol vertraut auf die Kraft orthodoxer Ikonen“) schreibt, sind es neben dem milden, von oben einfallenden Licht, der Wärme ausstrahlenden Holzeinrichtung (Altar, Ambo, Kredenztisch, Sitzbänke und Tabernakel) vor allem die Ikonen, die „der heilenden Gottesbegegnung Raum geben“. Das von der akademischen Ikonenmalschule „Radruzh“ der Ukrainian Catholic University in L’viv/Lemberg auf originelle Weise realisierte theologische Programm des Ikonenzyklus stellt Jesus vor, in dessen Bild der Vater als unsichtbare Wirklichkeit gegenwärtig ist und heilend und rettend auf die Menschen zugeht, sie aufrichtet und ihnen eine neue Zukunft eröffnet.

Ewald Volgger zum Ikonenzyklus: Sieben Tafeln (140 x 140 cm) „geben in 15 biblischen Szenen und Motiven, in denen besonders die Frauen berücksichtigt sind, vorwiegend Heilungserzählungen wieder. Sie sprechen von Jesus, von seiner Güte und Menschenfreundlichkeit, von seiner Barmherzigkeit und Treue. Hinzu kam für den Verabschiedungsraum für die Verstorbenen eine achte Tafel derselben Größe mit der Darstellung eines Engels, der die Verstorbenen zum Paradies, zur ewigen Anschauung Gottes geleitet. Dieser Engel sollte einem der berühmten Engelsfresken von Marienberg im Vinschgau nachempfunden sein.“

Tafel 1 zeigt die Taufe Jesu und das Gespräch mit der Frau aus Samarien am Jakobsbrunnen (Joh 4,1-42). Weitere Motive sind: Die Heilung eines Blinden bei Jericho (Lk 18,35-43) mit der Parabel vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) (Tafel 2), Jesus und die Frau, die viel geliebt hat (Lk 7,36-50), in Verbindung mit der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers und der Heilung einer kranken Frau, welche den Saum Jesu berührt (Lk 8,40-56) (Tafel 3), die Auferweckung des Lazarus (Joh 11,1-46) mit der Auferstehung Jesu (Tafel 4), die Heilung einer verkrümmten Frau am Sabbat (Lk 13,10-17) mit der Heilung eines Gelähmten (Lk 5,17-26) (Tafel 5), die Davidgeschichte (2 Sam 11,1 – 12,25; Ps 51; 32) in Verbindung mit der Scham und Reue des Petrus (Lk 22,54-62) (Tafel 6), Jesus tröstet die weinenden Frauen (Joh 20,11-18) und die Begegnung Jesu mit Maria von Magdala (Joh 20,11-18) (Tafel 7).

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Eine der Ikonen in der Martinskapelle zeigt die Auferweckung des Lazarus (links) sowie die Auferstehung Christi (rechts).
Die handwerklich hochwertige Ausstattung ist auf das Wesentliche konzentriert.
Die Ikonen kommen auf diese Weise besonders gut zur Geltung.
Ein Ort heilender Begegnung mit dem dreifaltigen Gott: Die neu gestaltete Kapelle in Martinsbrunn, Meran