Christian Lange/Dietmar Winkler/Karl Pinggéra/Hacik Rafi Gazer (Hgg.):
Die katholischen Ostkirchen.
Herkunft – Geschichte – Gegenwart.
Herder Verlag Freiburg/Brsg. 2024.
368 Seiten, ISBN 978-3-451-38200-0

Buchcover Lange Ostkirchen

Vor 60 Jahren, am 21. November 1964, setzte Papst Paul IV. das Ostkirchendekret „Orientalium Ecclesiarum” des Zweiten Vatikanischen Konzils in Kraft. Damit erfuhren die katholischen Ostkirchen – die Kirchen östlicher Tradition, die im Verbund der Römischen Kirche leben – die ihnen zustehende Stellung, denn damit wurde deutlich, dass die „Katholische Kirche“ eigentlich eine Gemeinschaft von Kirchen ist, in der die verschiedensten spirituellen, liturgischen und kulturellen Traditionen ihren Platz haben. Diesen Jahrestag haben nun sechzehn internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Anlass genommen, um die Herkunft, Geschichte, Gegenwart und Spezifika dieser Kirchen darzustellen. Ein erster Teil des Buches behandelt grundsätzliche Fragen zu diesen derzeit über zwanzig mit Rom in Gemeinschaft stehenden Ostkirchen. Von allgemeinerem Interesse darunter sind: Christian Lange: Grundzüge und Ausbreitung des Christentums und der Entstehung österlicher (es muss wohl „östlicher“ heißen) christlicher Kirchen; Andrea Riedl: Rom und der christliche Osten; Dietmar Winkler: Vom Uniatismus zu Orientalium Ecclesiarum. Geschichte und Aufgaben des „Dikasteriums für die Katholischen Ostkirchen“; Johannes Oeldemann: Die katholischen Ostkirchen im ökumenischen Gespräch.

In einem zweiten Teil werden die einzelnen Kirchen vorgestellt. Ihre Vielfalt lässt auch den, der sich in etwa mit der Materie auszukennen glaubt, erstaunen. Groß ist auch die Zahl der Organisationsformen vom Patriarchat über Katholikat bis hin zur Apostolischen Administratur. Umso begrüßenswerter ist dieser handbuchartige Überblick, der über Entstehung, Geschichte und Gegenwart Auskunft gibt, der Strukturen erklärt, dabei auch Kartenmaterial und statistische Angaben einflicht, sowie zu jedem Kapitel weiterführende Literatur angibt.

Das Buch kommt zur rechten Zeit, denn durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahre, die u a. die dramatischen Situationen im Nahen Osten und in der Ukraine ausgelöst haben, ist  im Westen die Zahl der Angehörigen der kath. Ostkirchen stark gewachsen. Informationen über sie sind also großer Bedarf. Leider endet das Buch recht unvermittelt mit der letzten Darstellung einer Kirche. Überlegungen, die Möglichkeiten und Wege aufzeigen, die theologischen und spirituellen Sichtweisen und Schätze des jeweils anderen für die eigene Gemeinschaft fruchtbar zu machen (und damit auch den Blick für „Kirche“ zu weiten), wären ein sinnvoller Abschluss. (Hanns Sauter)

Buchbesprechung Lange u.a. (Hgg.): Die katholischen Ostkirchen