(aus Rundbrief 2016/2)
Pfarrer Istvan Hollo von Deutschlandsberg traf am Wochenende zum 2. Ostersonntag Diözesanbischof Dr. Atanáz Orosz in Miskolc. Eine vom Andreas-Petrus-Werk initiierte Spendenaktion österreichischer Stifte und Klöster für den Bau des erstes Nonnenklosters der Griech.-kath. Kirche in Ungarn hatte €7.000,- erbracht, die Pfarrer Hollo Bischof Atanáz bei dieser Gelegenheit überreichen konnte. Kurz danach, am 16. April 2016, wurde das Klostergebäude in Gegenwart von Fülöp Kocsis, dem Metropoliten der Griech.-kath. Kirche Ungarns, eingeweiht.
Pfarrer Hollo: Herr Bischof, was bewog Sie zur Gründung des Klosters in Sajópálfala? Was ist die Aufgabe der Nonnen, die hier einziehen?
Bischof Atanáz: Vor drei Jahren, am Sonntag der salbentragenden Frauen, wurde der Grundstein des Gebäudes gesegnet. Fast auf den Tag genau drei Jahre hat das neue Kloster auf die Nonnen gewartet. Ich wies in meiner Festpredigt zur Einweihung auf das päpstliche Schreiben zum Jahr des geweihten Lebens hin, das „die Umkehr, die Selbstverleugnung und die Reue des Herzens, die Suche nach dem inneren Frieden, das ständige Gebet, das Fasten und das Wachen, den spirituellen Kampf und die Stille, die österliche Freude in der Gegenwart des Herrn“ in den Vordergrund stellt. Die Ordensleute sind Menschen, die von der Barmherzigkeit Gottes berührt wurden, sie wollen der ganzen Welt das große Erbarmen des auferstandenen Christus weitergeben. Wie der hl. Papst Johannes Paul II. in „Orientale lumen“ sagt, ist das Kloster „der prophetische Ort, an dem die geschaffene Welt zum Lobpreis Gottes, das gelebte Liebesgebot zum Ideal des menschlichen Zusammenlebens wird und der Mensch ohne Schranken und Hindernisse Gott sucht und damit zum Wegweiser für alle wird, die er in seinem Herzen trägt und denen er bei der Suche nach Gott hilft“. Gerade das Zeugnis der Ordensfrauen zeige „die Wertschätzung der typisch weiblichen Eigenschaften in der Kirche, auch im Kampf mit dem Zeitgeist. Die spirituelle Begabung einer Ordensfrau ist ein sichtbares Zeichen der mütterlichen Milde Gottes, von der die Heilige Schrift sooft spricht.“
Pfarrer Hollo: Was ist die Botschaft der Ordensleute für uns und die Welt heute?
Bischof Atanáz: Die Ordensleute der Ostkirchen geben mit ihrer Lebensform davon Zeugnis, dass ein rein diesseitiges Wertesystem, das sich ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg und am Konsum orientiert, nicht das einzig mögliche ist. Sie verzichten auf „die Welt“ und erfahren so bereits in diesem Leben einen Vorgeschmack des neuen, von Gott geschenkten Lebens. Sie sind Verkünder und Verkünderinnen der Auferstehung Christi, die mit dem Lob Gottes den Tag begrüßen. Da sie die Zeichen des Todes Christi an sich tragen, sind sie auch Werkzeuge der Erneuerung der Kirche.
Pfarrer Hollo: Könnten Sie, Herr Bischof, das Gebäude kurz beschreiben und die Finanzierung des Bauprojektes vorstellen?
Bischof Atanáz: Der Lebensraum, d.h. die Zellen, das Refektorium, der Gemeinschaftsraum und die Kapelle wurden im Zeichen der Schlichtheit und der Funktionalität gestaltet. Der Stil des Gebäudes, das den Anforderungen des modernen Bauwesens entspricht, folgt den ostkirchlichen Traditionen. Die Fertigstellung wurde durch die Spenden zahlreicher Klostergemeinschaften, durch in- und ausländische Gläubige guten Willens sowie durch Eigenmittel und die Unterstützung der Regierung ermöglicht.
Pfarrer Hollo: Was wünschen Sie der neuen Klostergemeinschaft in Sajópálfala?
Bischof Atanáz: Das Kloster befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche von Sajópálfala, in der eine wundertätige Ikone vor 300 Jahren Tränen vergoss. Ich hoffe und wünsche mir, dass das Kloster und die Nonnen, die hier ein gottgeweihtes Lebens führen und so der Welt den vom Vater ausgehenden Frieden, die Selbsthingabe des Sohnes und die Freude über die Früchte des Geistes verkünden, eine beständige geistliche Kraftquelle für unsere Diözese sein werden.
Pfarrer Hollo: Danke für das Gespräch.