Liebe Freunde des Andreas-Petrus-Werks!

„ASCENSIO“ steht für den „Aufstieg“ bzw. „Übergang“ in die Welt und an die Seite Gottes als Voraussetzung für die Sendung und Gegenwart des Geistes, den der HERR den Seinen verheißen hat. Die Schwestern des St. Elisabethklosters, deren Einsatz für die Armen und Kranken schon seit langem auch vom Andreas-Petrus-Werk unterstützt wird, erinnern in ihrem Newsletter anlässlich dieses Festes, das in den Kirchen, die dem Julianischen Kalender folgen, am 25. Mai begangen wurde, an einen bemerkenswerten Gedanken des hl. Nikolaus (Velimirović) von Serbien: Alles, was man wissen muss, um das Festgeheimnis zu verstehen, ist bei Lk 24,51 nachzulesen: „… während er sie segnete, schied er vor ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel.“ Unser geistlicher Aufstieg gründet im Segnen unserer Mitmenschen!

Darstellung Ascensio

Man mag darüber nachdenken, was es bedeutet, dass auf dem als Fragment erhaltenen Mosaik der „Ascensio“ in der Grabeskirche von Jerusalem die rechte Segenshand Christi aufgrund der Zerstörung unsichtbar bleibt. Ist es nicht so, dass gerade die heiligsten Orte der Christenheit wie die Grabeskirche, in der griechisch-byzantinischen Tradition als „Anastasis“ (Auferstehung) bekannt, die Spuren verweigerten Segnens an sich tragen, bis hin zur gezielten Zerstörung, wie sie der Fatimiden-Kalif al-Hakim im Jahr 1009 anordnete, mit der der Pilgerstrom der Christen zum Hl. Grab für längere Zeit unterbunden bzw. behindert wurde?

Die menschlichen Unzulänglichkeiten ebnen, gerade auch wenn sie an einer heiligen Stätte wie der Grabeskirche haften und erfahrbar sind, den Weg zur Erkenntnis, in welchem Ausmaß wir in Schuld verstrickt sind und dass wir darauf angewiesen sind, dass uns jemand die Hand der Versöhnung entgegenstreckt. Die Hand, die Segen spendet, die Hand der Versöhnung, öffnet jenseits der „Todeszone“, die durch die Sünde markiert ist, den Weg zum Aufstieg in die Sphäre des Lebendigen Gottes.

Man merkt es dem bis heute prägenden Eindruck der Kirchenanlage an, dass die Kreuzfahrer, die sie im 12. Jahrhundert geschaffen haben, von der Baukunst des Ostens fasziniert waren. Von den prächtigen Mosaiken, mit denen sie einst ausgestattet war, ist heute nur noch das Medaillon von der Himmelfahrt erhalten. Es kann als Beispiel der „Symbiose“ der lateinischen Kirche des Westens mit der griechischen Kirche des Ostens gelesen werden, die das Bildprogramm auszeichnete: Wie der „Abstieg“ des Auferstandenen in die Unterwelt nach der byzantinischen Tradition die Todeszone aufbricht, so erschließt sein „Aufstieg zur Rechten Gottes“ dem Menschen die himmlische Sphäre.

Der Aufstieg zu Gott durch ein Leben in Bescheidenheit und im Bewusstsein um die eigenen Schwächen ist das große Thema des Athosmönchtums. Ein eindrucksvolles Bild vom Leben auf dem Heiligen Berg zeichnete Protodiakon Alexander Plyska bei der Vorführung des Films „Wo bist du, Adam?“ im Bischofshaus der Erzdiözese Salzburg.

In der Rede, die der Ökumenische Patriarch Bartholomaios anlässlich der Heiligsprechung des großen Konzilspapstes Johannes XXIII. im Jahr 2014 hielt und die hier im Rundbrief als bedeutsame orthodoxe Stimme zu seiner Person in einer Kurzfassung rezipiert wird, erfährt man u.a., dass Angelo Roncalli wohl der einzige Papst war, der unter großer geistlicher Anteilnahme in der Zeit, da er als vatikanischer Gesandter in Istanbul und Athen weilte, den Heiligen Berg Athos besucht hat. Der geistlichen Ausstrahlung des Athosmönchtums in die christliche Welt widmet sich der Beitrag über die Klostergründung des hl. Sofrony in Essex, England.

Gottfried Glaßner OSB

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Aus dem Rundbrief 2023/1