(aus: Rundbrief 2016/1)
Die Eröffnungsfeier des neuen Universitätslehrgangs „Master of Arts in Syriac Theology“ mit der Antrittsvorlesung von Univ.-Prof. Dr. Aho Shemunkasho am 20. Oktober 2015 und die Einweihung des Syrischen Kollegs Beth Suryoye am 19. Oktober waren ein großes Ereignis für die Syrisch-orthodoxe Kirche, für Land und Stadt Salzburg, für die Salzburger Kirchenlandschaft und die Universität. Der syrisch-orthodoxe Patriarch, Moran Mor Ignatius Aphrem II., war eigens aus Damaskus angereist. Sechs syrisch-orthodoxe Bischöfe und weitere Geistliche begleiteten ihn zu den Feierlichkeiten und Gottesdiensten in Salzburg. Mehr als 200 syrische Christinnen und Christen kamen aus aller Welt, darunter aus dem Heiligen Land, Syrien, der Türkei, Indien, den USA und aus der syrischen Diaspora in Europa. Sie waren in gelebter christlicher Solidarität herzlich als Brüder und Schwestern willkommen.
Im akademischen Festakt „Emigration – Integration: syrische Theologie an einer öffentlichen Universität in Europa“ würdigten die Redner die Implementierung der syrischen Theologie als ein Hoffnungszeichen für die syrischen Christinnen und Christen, die in ihrer Heimat noch verfolgt werden. In seiner Festrede bedankte sich der Patriarch besonders bei Rektor Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, dem die Einrichtung des Lehrgangs an der Universität Salzburg ein persönliches Anliegen war, und Alterzbischof Dr. Alois Kothgasser SDB, der entscheidend dazu beigetragen hat, dass nach jahrelanger Suche das syrisch-orthodoxe Kolleg mit Hilfe der Erzdiözese im ehemaligen Leprosenheim in Mülln eine ideale Heimstätte fand. Maßgeblichen Anteil an der Einrichtung des Lehrgangs hatten auch Univ.-Prof. Dr. Dietmar W. Winkler, Dekan der Theologischen Fakultät, Bundesminister a.D. für Wissenschaft und Forschung Univ.-Prof. Dr. Karl-Heinz Töchterle und Prof. Dr. Peter A. Bruck als Obmann des „Syrischen Instituts Salzburg“.
In Lehre und Forschung soll das reiche Erbe der aramäischen Christenheit in der westlichen Tradition verankert, bewahrt und auch zu neuem Leben erweckt werden, erörterte Prof. Shemunkasho. Mit dem Lehrgang werde erstmals an einer staatlichen europäischen Universität das Fach „Syrische Theologie“ etabliert. Man werde in Salzburg Fachkräfte für Pfarren, Schulen und Universitäten ausbilden. Die Bedeutung der neuen Bildungseinrichtung sei auch deshalb nicht hoch genug einzuschätzen, weil durch den Bürgerkrieg, durch Diskriminierung und Verfolgung zahlreiche Christen aus Syrien und dem Irak geflüchtet oder ausgewandert seien. Patriarch Aphrem II. fügte hinzu, dass die syrisch-orthodoxe Christenheit aus der weltweiten Diaspora, die zahlenmäßig bereits größer ist als in der Heimat, durch die akademische Ausbildung in Salzburg die Werkzeuge erhalte, um Antworten auf die modernen Herausforderungen zu finden. Zugleich sei der neue Universitätslehrgang eine „Quelle des Wissens“ für alle Interessierten mit unterschiedlichem konfessionellem oder kulturellem Hintergrund.
Prof. Shemunkasho beleuchtete in seiner Antrittsvorlesung die Bedeutung des Moses von Mardin für den Beginn der syrischen Studien im 16. Jahrhundert in Europa. Auf ihn geht die erste syrische Druckausgabe des Neuen Testaments zurück, die 1555 in Wien hergestellt wurde.
Übrigens bietet die „Ouverture spirituelle“ der diesjährigen Salzburger Festspiele unter dem Motto „Ex oriente lux“ Geistliche Musik des östlichen und orientalischen Christentums als Schwerpunkt, mit Aufführungen in der Kollegienkirche: Geistliche Chormusik aus Russland (23. Juli), Marien-Hymnen aus dem Orient (25. Juli), Venedig und Byzanz (26. Juli), Koptische Hymnen und Äthiopische Gesänge (30.Juli), Geistliche Chormusik aus Armenien (31. Juli).