Bischofsweihe in Konstantinopel zum Fest des Apostels Andreas

(aus: Rundbrief 2012/1)

Die Einladung, in Begleitung von Erzbischof Alois Kothgasser zum Andreasfest, dem Titelfest des Ökumenischen Patriarchats, nach Istanbul zu reisen, empfand ich als große Auszeichnung. Zugleich war es eine Premiere. Noch nie hatte ich eine orthodoxe Bischofsweihe erlebt. Arsenios Kardamakis, Generalvikar der griechisch-orthodoxen Metropolien von Frankreich sollte an diesem 30. November 2011 in der Georgskirche im Phanar die Bischofsweihe empfangen, und der Salzburger Erzbischof war von Kardinal Christoph Schönborn gebeten worden, ihn bei dieser für die Ökumene in Österreich so bedeutsamen Weihehandlung zu vertreten.

Es war für uns nicht der erste Besuch im Phanar. Schon im Dezember 2006, als Erzbischof Kothgasser kurz nach dem Papstbesuch mit einer Delegation von Pro Oriente Salzburg nach Istanbul reiste, waren wir von Patriarch Bartholomaios I. in seinem Amtssitz sehr herzlich empfangen worden. Diesmal war die Herzlichkeit, mit der man uns gleichsam als alte Freunde und Bekannte begrüßte, überwältigend. Der österreichische Generalkonsul in Istanbul Paul Jenewein, ein gebürtiger Tiroler, der für fast alle Fahrten sein Auto mit Chauffeur zur Verfügung stellte, erwartete uns mit dem Superior des Georgskollegs HR Franz Kangler und einem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats am Flughafen. Zur Vesper am Vorabend des Hochfests, bei der eine Delegation des ÖRK anwesend war, war unsere Anwesenheit offensichtlich noch nicht eingeplant. Trotzdem widmete der Patriarch den Gästen aus Österreich seine ganze Aufmerksamkeit. Auf dem Weg zum Empfang für die ÖRK-Gäste „entführte“ er Erzbischof Kothgasser kurzerhand zu einem 20-minütigen Vier-Augen-Gespräch in sein Arbeitszimmer.

Die Weihe nahm der Ökumenische Patriarch in Konzelebration mit zehn orthodoxen Bischöfen und unter großer Beteiligung des Klerus und des Volkes in der festlichen Liturgie zum Andreasfest vor. Kardinal Kurt Koch war mit einer Delegation aus Rom angereist, der Apostolische Nuntius der Türkei Antonio Lucibello aus Ankara. Unter den Gästen war auch der Apostolische Vikar von Istanbul Bischof Louis Pelatre.

Als Zeremoniär des Herrn Erzbischofs interessierte ich mich natürlich besonders für den Ritus der Weihehandlung. Es gab Vertrautes wie das Auflegen des Evangeliars auf das Haupt des Weihekandidaten, aber es gab auch Ausdrucksformen, die ich bislang nicht kannte. Besonders berührt hat mich der Ritus des dreimaligen Umschreitens des Altares, wobei der Patriarch den Neugeweihten an der Hand nahm und ihm so gleichsam Mitte und Ursprung seiner Sendung als Bischof einprägte. Das erinnerte mich an die Stelle im Johannesevangelium, wo berichtet wird, dass Andreas seinen Bruder Simon zu Jesus führte (Joh 1,42).

Zweimal hatte ich kurz danach Gelegenheit zum Gespräch mit dem neuen Metropoliten: Eher zufällig am Flughafen bei der Abreise von Istanbul und dann bei der feierlichen Amtseinführung am 4. Dezember in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale Am Fleischmarkt in Wien. Dort gehörte ich zu der von Domdechant Msgr. Hans-Walter Vavrovsky geleiteten Salzburger Delegation, die ihm im Auftrag von Erzbischof Kothgasser eine Kopie des Gnadenbildes von Maria Plain überbrachte, das er mit großer Ehrerbietung entgegennahm. Besonders beeindruckt hat mich das entschiedene Bekenntnis von Metropolit Arsenios zur Ökumene.

Diakon Albert Hötzer

Bild: © kathbild.at/Rupprecht
Bild: © kathbild.at/Rupprecht. Das Bild zeigt die Überreichung des Maria Plain-Bildes am 4.12. an Metropolit Arsenios Kardamakis durch die Salzburger Delegation in Wien (im Vordergrund Msgr. Hans-Walter Vavrovsky, dahinter Diakon Albert Hötzer und Manfred Straberger). Links Weihbischof Franz Scharl.
Und er (Andreas) führte ihn (Simon) zu Jesus (vgl. Joh 1,42)