(aus Rundbrief 2011/1)

Vor zwei Jahren nahm Frau Mag. Bernadette Schwarz mit mir Kontakt auf, weil sie einige Wochen in einem meiner Hilfsprojekte für orthodoxe Waisenkinder in Russland mithelfen wollte. Sie kannte das Andreas-Petrus-Werk durch ihren spendenfreudigen Großvater. Nach einigen vorbereitenden Gesprächen und nach Absolvierung ihres Studiums – eine der Fremdsprachen war auch Russisch – brach sie im vergangenen September nach Russland auf. Bei V. Vadim Markin in der russ.-orth. Pfarre Schtschurowo bei Kolomna war sie herzlich willkommen. Sie hatte viel Kontakt mit den Mitarbeitern der Pfarre und besonders natürlich mit den Waisenkindern und konnte dadurch als österreichische Katholikin zeigen, wie sehr wir in der Liebe Christi alle eins sind. Das war für mich der schönste Erfolg.

Einige Wochen nach ihrem Aufenthalt kam nämlich auch ich nach Schtschurowo und merkte in den Gesprächen, welch positiven Eindruck Frau Schwarz bei allen hinterlassen hat. Ich möchte ihr danken, dass sie für einige Zeit auf den gewohnten Komfort verzichtete und durch ihren Einsatz als Botschafterin der Nächstenliebe ein weiteres Mosaiksteinchen zum Fundament legte, auf dem die getrennten Kirchen einander näher kommen können.

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Pfarre Schtschurowo mit dem neuen Waisenhaus, in dem Frau Mag. Schwarz drei Wochen wohnte und mithalf.

Dank Ihrer Hilfe, liebe Spenderinnen und Spender, konnte ich im Oktober 2009 die orthodoxen Schwestern und Brüder auf vielfältige Weise bei ihrer Arbeit unterstützen: Pfarrer Vadim Markin in Schtschurowo beim weiteren Ausbau des Waisenhauses, Pfarrer Pjotr Poljakow in Uzkoje durch Überbringung einer großen Zahl von Gebetsanliegen, der orthodoxen Gemeinde der Kirche zu Ehren des Gnadenbildes der Muttergottes von Wladimir im Dorfe Dawydowo (Eparchie Jaroslawl) bei der Organisation von integrativen Sommererholungswochen für Kinder mit Down-Syndrom. – Im Namen aller ein herzliches Vergelt’s Gott!

Frühförderung der Kinder in Tanz, Theater und Musik.
Frühförderung der Kinder in Tanz, Theater und Musik.

Im Frühsommer möchte ich dann noch einmal nach Russland fahren, um besonders nach Dawydowo Hilfe zu bringen. Wie sich diese russ.-orth. Pfarrgemeinde um den Wiederaufbau des Pfarrlebens bemüht, ist bewundernswert. Nach dem Zusammenbruch der Kolchose musste man buchstäblich von vorne beginnen und versucht nun, die Kirche zu restaurieren und einen Pfarrkindergarten mit Volksschule zu errichten. Auch möchte die Pfarre für Waisen bzw. Sozialwaisen einen Ort der Geborgenheit bauen (5 Jugendliche sind bereits aufgenommen). Zur Versorgung des Dorfes mit Lebensmitteln sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen will sie den Bauernhof der Pfarre (es gibt bereits 20 Kühe, 50 Schafe, 3 Pferde, 60 Bienenvölker) und einige Werkstätten (Schlosser, Tischler, Schmied) erweitern. Ein weiteres Mal bitte ich zu helfen – als Zeichen der Verbundenheit mit unseren Schwestern und Brüdern in Christo.

Dies soll dann meine letzte Hilfsaktion für russische Waisen sein. Seit 1994 halfen Sie, liebe Spenderinnen und Spender, dass ich fast jedes Jahr mit einer ansehnlichen Summe orthodoxen Pfarrern und Nonnen bei ihrem sozial-karitativen Wirken für Waisen und alte Menschen Unterstützung bringen konnte. Im kommenden Jahr werde ich vielleicht versuchen, einmal für die Waisen in einem anderen orthodoxen Land Spenden zu sammeln.

Ihr Mag. Josef Huber-Germanstatt

Hier der Bericht von Mag. Bernadette Schwarz (das Foto entstand im Glockenturm von Schtschurowo):

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Zur russ.-orth. Pfarre von V. Vadim gehören neben der wunderschönen Pfarrkirche eine Schule, ein Kindergarten, ein Waisenhaus und ein Kinderferiendorf auf dem Lande. Das alles in einer Region, die von hoher Arbeitslosigkeit und Armut geprägt ist.

Ich durfte während meines dreiwöchigen Aufenthaltes im Waisenhaus mitarbeiten, das – erst im vorigen Jahr fertiggestellt – mit der Hilfe vieler in- und ausländischer Spenden zu einem kleinen Kinderparadies geworden ist. Derzeit leben dort 11 Kinder, wobei 3 bereits in die Schule gehen. Ich wurde von den Kindern und Erzieherinnen sehr, sehr herzlich aufgenommen und war von Anfang an in den gesamten Tagesablauf eingebunden. Die Arbeit mit den Kindern hat mir sehr große Freude bereitet und angesichts der Schicksale mancher Waisenkinder finde ich es bemerkenswert, wie fröhlich sie sind. Die Erzieherinnen leisten Großartiges. Manchmal ist es sehr schwierig, Erzieherin, Mutter und Freundin gleichzeitig sein zu müssen. Sehr positiv aufgefallen ist mir auch die Frühförderung der Kinder im Bereich Tanz, Theater und Musik. So werden dreijährige bespielsweise auf spielerische Art und Weise an die klassische Musik herangeführt. Kein Wunder, dass so viele große Musiker/innen aus Russland stammen.

Einer der Ausflüge führte in das Kinderferiendorf Bebichowo, das aus einem Haupthaus, einem Nebenhaus und einem Stall besteht. Es gibt viel Platz zum Spielen für die Kinder. Die gesamte Anlage wird von einer usbekischen Familie betreut. Die Frau kümmert sich um Küche, Haushalt und Versorgung der Kinder und Betreuer, der Mann ist für die Arbeit im Stall und Wald zuständig. Ich war zusammen mit 6 Schülern aus dem Pfarrgymnasium von Schtschurowo und 3 Betreuern im Haupthaus des Ferienlagers untergebracht. Die Kinder waren sehr interessiert und zeigten mir mit großer Freude den Stall mit den Hasen, Hühnern, Schweinen, Schafen und Ziegen.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Russland trotz der Gegensätze und sozialen Ungerechtigkeiten für mich eines der schönsten Länder dieser Welt ist. Ich habe selten so viele großherzige, gütige und freundliche Menschen kennengelernt wie dort. Die russische Sprache, die Landschaft und die Menschen haben es mir wirklich angetan und ich freue mich schon jetzt auf weitere Reisen in dieses wunderbare Land.

Lamprechtshausnerin als Botschafterin der Nächstenliebe in Russland