Liebe Freunde des Andreas-Petrus-Werks!

Die Not der Flüchtlinge, die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg aus der Sowjetunion in den Westen strömten, war für P. Augustin Graf von Galen der Anlass für die Gründung des „Ukrainischen Religionskomitees“ in Wien (1921) und in der Folge des internationalen Hilfswerks „Catholica Unio“ (1924 von Papst Pius XI. approbiert). Wenig bekannt ist, dass enge Kontakte mit der Griechisch-katholischen Kirche der Ukraine (UGKK) bis in die Zeit der Donau-Monarchie zurückreichen. Das Festwochenende vom 8. bis 10. November 2019, zu dem der Besuch von Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk erwartet wird, erinnert daran, dass 1899 erstmals Theologiestudenten aus der Ukraine zum Studium nach Innsbruck kamen und die kleine, aber sehr lebendige ukrainische Gemeinde heute auf 120 Jahre ihres Bestehens und auf die herausragende Bedeutung des Canisianums als Ausbildungsstätte der UGKK zurückblicken kann.

Ikonostase ukrainisch-katholische Kapelle Innsbruck
Kapelle der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde im Collegium Canisianum in Innsbruck. Die Weihe der neuen, in Schmiedeeisen gefassten Ikonostase am 26. Mai 2019 durch Bischof Petro Loza CSsR, Diözese Sokal-Zhovkva, bildete den Auftakt zu den Feierlichkeiten, die an die Ankunft der ersten Theologiestudenten aus der Ukraine und der damit verbundenen Gründung der ukrainischen Gemeinde in Innsbruck vor 120 Jahren erinnern. – Die von Borys Ivaniv, Lemberg, geschriebenen Ikonen zeigen außen die Titelheiligen Volodymyr und Olha und als besonderen Akzent in den Medaillons der Königstür die vier im Jahr 2001 selig gesprochenen Neumärtyrer, die in Innsbruck studiert haben: Mykyta Budka (1877–1949), Weihbischof in Lemberg und Bischof in Kanada, Jakym Senkivskyj (1896–1941), Mönchspriester des Basilianerordens; Andrij Ishchak (1887–1941), Priester der Eparchie Lemberg und Klementij Sheptytskyj (1868–1951), Archimandrit des Klosters Univ. Der Entwurf des in Handarbeit und altüberlieferter Technik geschmiedeten Kunstwerks stammt von Marian Kalichak, Drohobych.

Ein zweiter Themenschwerpunkt dieses Rundbriefs lenkt den Blick ebenfalls in die Zeit der Donau-Monarchie zurück, zu einer Begleiterscheinung des Ersten Weltkriegs, die es verdient, dem Vergessen entrissen zu werden: In teils riesigen Barackenstädten wurden auf dem heutigen österreichischen Staatsgebiet unter oft erdrückenden Lebensbedingungen hunderttausende Kriegsgefangene vor allem aus dem russischen Kaiserreich festgehalten. Die Stadt St. Pölten, die schon 2014 bei den Gedenkfeiern zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren an die Errichtung des Kriegsgefangenenlagers Spratzern erinnerte, hob nun auch anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Auflösung des Lagers das Schicksal der Gefangenen durch eine eindrucksvoll gestaltete und informative Gedenkveranstaltung ins Bewusstsein. Auf eine besondere Facette des Lagerlebens machte Jasmine Dum-Tragut aufmerksam, indem sie über die Ergebnisse ihrer Forschungen zum Schicksal von armenischen Kriegsgefangenen – hier in Spratzern wie auch zuvor in der Eröffnung einer viel beachteten Ausstellung in Jerewan – berichtete.

Mit der Hoffnung, dass die in diesem Rundbrief enthaltenen Beiträge und Informationen auf Ihr Interesse stoßen, verbindet sich der innige Wunsch, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, das Schicksal der Christen im Osten, die unserer Hilfe bedürfen, weiterhin im Auge behalten.

P. Gottfried Glaßner

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Aus dem Rundbrief 2019/2