Liebe Freunde des Andreas-Petrus-Werks!

rundbrief2011-02

Beim traditionellen Herzogenburger Georgsfest am 23. April dieses Jahres zeigte sich Propst Maximilian Fürnsinn „erfreut, dass auf der neuen Donaubrücke bei Traismauer nicht irgendeine farblose Abstraktion stehen wird, sondern ein Heiliger mit Blut und Leben“, eine Figur, die der bekannte Sakral-Bildhauer Oskar Höfinger geschaffen hat. Im Rahmen der Festmesse segnete Propst Maximilian auch eine prächtige St. Georgs-Ikone, ein Werk des aus Südkorea stammenden Chorherrn Laurentius Seong. Der Kampf Georgs mit dem Drachen sei zum Symbol dafür geworden, dass „das Böse letztlich keine Chance hat, auch wenn es übermächtig erscheint“, so Propst Maximilian. Seit 1112 begleitet der hl. Georg das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg als Stiftspatron. 2012 wird das 900-Jahr-Jubiläum der Gründung begangen.

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Man kann der imponierenden Gestalt des mutigen Drachentöters allenthalben in unseren Landen begegnen, in Kirchen und auf öffentlichen Plätzen – wie großartig ist etwa sein Auftritt auf dem Hochaltar der Asam-Kirche von Weltenburg inszeniert! Was österreichweit vielleicht nicht so bekannt ist: Das Bundesland Tirol hat sich in jüngster Zeit wieder seines alten Schutzpatrons erinnert und am 21. April 2006 den hl. Georg, dem die Kapelle im alten Tiroler Landhaus geweiht ist (erbaut 1724/28), dessen Statue auf der Annasäule der Maria-Theresien-Straße steht und der in zahlreichen Kirchen und Kapellen Tirols, u.a. im berühmten Tiroler Wallfahrtsort St. Georgenberg bei Schwaz verehrt wird, zum zweiten Landespatron proklamiert und damit, so könnte man sagen, einen Fauxpas des Absolutismus korrigiert. Denn 1772 hatte Maria Theresia den Tirolern den hl. Josef, den Hauspatron der Habsburgerdynastie, als Landespatron verordnet – war in einem Zeitalter, in dem die Machthaber von ihren Untertanen bedingungslosen Gehorsam erwarteten, die Eigeninitiative nicht ganz geheuer, die der hl. Georg in seinem Einsatz gegen das Menschen verschlingende Gewaltsystem in Gestalt des Drachens an den Tag legte?

Die hier abgebildete Ikone soll auf das Schwerpunktthema dieses Rundbriefes einstimmen: die Präsenz der Ostkirchen und ostkirchliche Aktivitäten im Tiroler Land. Georg Bleyer, der langjährige musikalische Leiter des Innsbrucker Johannes-Chrysostomos-Chors, hat die von Martina Eichhorn „geschriebene“ Ikone seines Namenspatrons als Geschenk zum 60. Geburtstag erhalten. Es ist ein Kunstwerk und noch viel mehr: Zeugnis eines lebendigen Glaubens, der offen ist für die reiche spirituelle Tradition des Christlichen Ostens und für den Austausch der Kulturen, der wie der in Ost und West in gleicher Weise verehrte zweite Tiroler Landespatron einer Politik der Ausgrenzung mutig die Stirn bietet.

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Es würde mich freuen, wenn die Informationen über Ikonenmalkurse und die Pflege ostkirchlichen Liedgutes, die Einblicke in das seelsorgliche Wirken und die Sorgen der serb.-orth. Pfarrer in Kufstein und Innsbruck dazu anregen, die Präsenz ostkirchlichen Lebens in unserer unmittelbaren Nachbarschaft bewusster wahrzunehmen.

Aus den Streiflichtern zur Begegnung der Schwesterkirchen in Österreich (und darüber hinaus) sei Ihnen besonders das Projekt ans Herz gelegt, das V. Dimitar Dimitrov in Brestovica (Bulgarien) für Jugendliche mit Behinderung nicht zuletzt mit Ihrer Unterstützung ins Leben gerufen hat. Bitte helfen Sie mit, dass es in diesem Sinn – als spielerisches, von Fachpädagogen begleitetes Hineinwachsen in den Glauben – weitergeführt werden kann.

Im Namen von Mag. Josef Huber-Germanstatt danke ich auch besonders für die tatkräftige Unterstützung der Waisenkinderprojekte in Russland (Bericht im nächsten Rundbrief). Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für die in diesen Gaben zum Ausdruck kommende Solidarität mit den Ostkirchen!

P. Gottfried Glaßner OSB

Aus dem Rundbrief 2011/2